Als Verwalter des bald grössten Anleihen-Fonds könnte der Amerikaner in die Fussstapfen des legendären Bill Gross treten. Dabei hat er mit dem Star-Fondsmanager so gar nichts gemein.
Joshua Barrickman (Bild oben) wird letztens öfter von seinen Kollegen aufgezogen. «Bill Gross» rufen sie ihm durch die Gänge des Hauptquartiers von Vanguard in Philadelphia nach. Sie wissen genau: Der 39-jährige Finanzprofi hasst nichts mehr, als im Rampenlicht zu stehen.
Doch künftig werde er wohl kaum darum herumkommen, urteilt das amerikanische «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig). Der von Barrickman geführte Vanguard Total Bond Market Index Fonds, der einem Anleihen-Index der britischen Bank Barclays folgt, ist nämlich drauf und dran, den Pimco Total Return Fond bei den verwalteten Kundenvermögen zu überholen.
Ohne royale Allüren
Letzten Februar betrug der Abstand zum bisher grössten Anleihen-Fonds der Welt «nur» noch 10 Milliarden Dollar (Grafik unten, Quelle «Wall Street Journal»). Bald könnte er ganz dahinschmelzen, erwartet das «Journal». Mit mehr als 120 Milliarden Dollar an Assets – das entspricht immerhin einem Fünftel des gesamten Schweizer Pensionskassenvermögens – wäre Barrickman dann der ungekrönte «Bond-König» im weltweiten Asset Management.
Im Gegensatz zu Bill Gross (Bild links), der vor seinem Wechsel von der amerikanischen Pimco zur Konkurrentin Janus Capital einst diesen Titel innehatte, sei Barrickman frei von jeglichen royalen Allüren, berichtet das Blatt weiter. Während Gross bei Pimco einst jährlich 200 Millionen Dollar einstrich und von einem riesigen Schreibtisch mit zig Bloomberg-Monitoren aus regierte, verdient Barrickman bei Vanguard einen Bruchteil davon. Und sitzt an einem Pültchen wie die anderen Kollegen seines Teams.
Anders als Gross, der sich gerne vor laufender Kamera in Szene setzt, traute sich Barrickman auch noch nie in eine TV-Show. Er hat nach eigenen Angaben einen einzigen «Follower» auf Twitter, kocht am Sonntag für die Familie – und auch sein kleiner Sohn findet, um «Dad» solle bloss kein grosses Aufhebens gemacht werden.
Vanguard auf dem Vormarsch
Mit diesem Profil passt Barrickman indes bestens zu Vanguard, für die er seit seinem Uni-Abgang arbeitet. Das genossenschaftlich organisierte Fondshaus hält nicht viel von Starmanagern. Im Gegenteil: Mit seiner grossen Palette an Indexfonds versucht Vanguard, nicht besser, aber auch nicht schlechter als der breite Markt zu sein. Und dabei die Gebühren möglichst tief zu halten.
Das kommt an. Vanguard gewann 2014 mehr Neugeld als jedes andere Fondshaus und befindet sich auch in der Schweiz auf dem Vormarsch. Geht das rasante Wachstum weiter, wird wohl auch hierzulande Joshua Barrickman zum Begriff werden. Ob ihm das passt oder nicht.