Schweizer Banken hängen voll von Kunst, und trotzdem ist in der Branche das Verständnis von Kunst als Investment oft noch nicht weit gediehen. Das Startup eines Ex-Bankers will dies ändern.

Kunst handeln wie Aktien – dies ist eine Idee, die dem ehemaligen UBS-Manager Andrea Orcel einleuchtet. Wie finews.ch berichtete, engagiert sich der Top-Banker als Verwaltungsrat bei der international tätigen Kunstbörse Artex.

Aus Gemälden ein Investment zum machen, dieser Idee hat sich auch Pascal Schneidinger (Bild unten) verschrieben. Mit Orcel hat er ausserdem gemeinsam, dass er in der Finanzwelt Karriere gemacht hat – bei der Credit Suisse First Boston, der Deutschen Bank und der amerikanischen Private-Equity-Firma Starwood Capital. Doch in der Herangehensweise unterscheiden sich der Italiener und der Schweizer Finanzprofi grundlegend.

Wie ein Private-Equity-Fonds

Während Artex renommierte Einzelgemälde kapitalmarktfähig macht und am Handel mit «Kunstaktien» verdient, setzt das von Schneidinger lancierte und im Kanton Zug domizilierte Startup Partasio auf Werke, die idealerweise gar nie im Handel auftauchen. Wie der Ex-Banker, der während zehn Jahren eine Ladenkette für Designmöbel in Schanghai führte, erklärt, verfolgt er im Wesentlichen einen Private-Equity-Ansatz.

«Wir kaufen in Off-market-Transaktionen vier bis sechs Werke mit einem Preisschild von je 500’000 bis 3 Millionen Dollar, bringen sie in einem Portfolio zusammen und halten sie fünf Jahre lang – und versuchen dann, die Gemälde zu einem Aufpreis zu verkaufen.» Anders als bei Privatmarkt-Fonds wird der gesamte Verkaufserlös an die Anleger ausgeschüttet und nicht wieder reinvestiert.

Schneidinger 500

(Bild: Partasio)

Zusammenarbeit mit CAT Financial

Partasio beansprucht eine Performance-Gebühr aus dem möglichen Wertgewinn. Damit habe die Firma ein vitales Interesse daran, dass ein solcher auch eintritt, gibt Schneidinger zu bedenken.

In der Umsetzung operiert Partasio mit aktiv verwalteten Zertifikaten, so genannten AMC. Diese Finanzprodukte dürfen von Profiinvestoren gekauft werden; ab einer Eintrittsschwelle von 30’000 Franken sind sie bei den Papieren der Jungfirma dabei. Partasio arbeitet dazu mit der Zürcher Finanzboutique CAT Financial zusammen. Diese fungiert als Manager der Zertifikate, während Partasio als Advisor auftritt.

Erstes Bild erworben

Ein erstes AMC wurde bereits im vergangenen September lanciert; nun läuft das Funding respektive die Suche nach Investments. Ein erstes Portfolio-Bild, sagt Schneidinger, ist bereits erworben worden: Ein unbetiteltes Gemälde des zeitgenössischen deutschen Künstlers Günther Förg, welches für mehr als 600’000 Franken erworben wurde. Das sei deutlich unter dem Preis für vergleichbare Werke dieses Malers, sagt Schneidinger.

Der Partasio-Chef und seine Partner, die Kunsthistoriker Stephanie Schleiffer und Jonathan Levy, zählen Förg zu den weltweit rund 40 Künstlerinnen und Künstler, deren Werk sie nach ihren eigenen Kriterien als «Bluechip» bezeichnen.

Die Bluechips der Kunst

Das heisst: Es geht um langfristig sowohl kunsthistorisch wie finanziell relevante Kunst, deren Provenienz klar hergeleitet und die einem liquiden Segment des Kunsthandels zugeordnet werden kann. Weitere Bluechips aus der Sicht von Partasio sind etwa der deutsche Maler und Bildhauer Gerhard Richter sowie der verstorbene amerikanische Künstler Jean-Michel Basquiat.

Die Reaktion von Investorenseite auf das neue Angebot sei angesichts der schwierigen Börsenlage positiv, berichtet Schneidinger. Es stelle sich natürlich die Vertrauensfrage, wenn sich der Zugang zu einem Markt öffne, der zuvor den meisten Anlegern verschlossen war. Dessen ungeachtet sei Kunst wohl die grösste Anlageklasse, die eine durchgehend tiefe Korrelation mit traditionellen Investments aufweise. In den vergangenen Monaten haben sich Kunstwerke zudem als sehr inflationssicher erwiesen.

«Klar, dass wir am Schweizer Wealth-Standort starten müssen»

Auch die Arbeit mit institutionellen Partnern komme voran. Der Startup-Gründer nennt hier etwa Vermögensverwalter der Aquila Gruppe; auch mit einer grossen Privatbank bestehe mittlerweile ein reger Austausch. Schneidinger sieht sich jedenfalls in der Wahl der Schweiz als Ausgangspunkt für sein Unternehmen bestätigt. «Für mich war klar, dass wir am Schweizer Wealth-Standort starten müssen», sagt er.

Und wie kommt das Unterfangen in der hiesigen Kunstszene an? «Finanzen und Kunst sind zwei unglaublich unterschiedliche Welten», räumt der Ex-Banker ein. Deshalb sei es so wichtig, dass er von seinen kunstverständigen Partnern Schleiffer und Levy sekundiert werde. Noch mehr als das Banking sei der Kunsthandel ein Beziehungsgeschäft, wo erst langjährige Kontakte Türen öffneten.

Vitales Interesse an neuen Kunstsammlern

Aber auch dieser Markt stehe vor einem Generationenwechsel und habe ein vitales Interesse daran, neue Sammler zu finden, sagt Schneidinger.

Und nicht zuletzt, sagt der Finanzprofi, komme es auf den Auftritt an. «A la Wallstreet zu Treffen zu erscheinen, wäre nicht zielführend», gibt der Veteran des New Yorker Finanz-Mekkas zu bedenken.