Die US-Filmschauspielerin Gwyneth Paltrow hat einen Oscar, einen Golden Globe und ein paar Emmys. Harvey Karp ist der bekannteste Kinderarzt in den USA. Und beide sind Gründer von Startups. Kann das gut gehen?
Man kann sich zu Recht die Fragen stellen, wie wirkt sich Berühmtheit bei der Gründung und Entwicklung eines Startups aus? Arbeiten Stars wirklich in den Unternehmen oder geben sie nur den Namen?
«Ich habe mir diese Frage gestellt und zwar drei Jahre bevor wir in die Firma Goop von Gwyneth Paltrow investiert haben», sagt der Schweizer Venture-Capital-Investor Michael Bornhäusser (Bild unten) im Gespräch mit finews.ch. «Ich war nämlich genau aus dem Grund skeptisch.»
«Ich traf Paltrow in ihrer Rolle als Startup-Unternehmerin bei einem Dinner in London und fragte sie danach», so Bornhäusser weiter. Ihre Antwort war überraschend, «jeden Tag und 100 Prozent», erklärte die Schauspielerin. Bornhäusser blieb skeptisch, zumal man ja immer wieder von Hollywoodstars höre, dass sie mit ihrem Namen bei Startups mitmischten, aber neben PR und Werbung nicht wirklich viel für ein Unternehmen tun würden.
Quasi «gestalkt»
«Wir haben dann Goop quasi «gestalkt», erzählt Bornhäusser weiter. Mit «wir» meint er die Schweizer Firma Bulb Capital. Sie entstand im Zuge der Fusion der Sallfort Privatbank mit der Banque Heritage Ende im vergangenen Jahr. Damals übernahm Bornhäusser zusammen mit Dominik Joos den Private-Equity-Bereich, den er 2012 bei Sallfort erfolgreich etabliert hatte.
Anfang dieses Jahres machten sie sich dann selbständig und brachten sämtliche bestehenden Investments, Kundenbeziehungen und Verträge in die neu gegründete Bulb Capital ein, wie auch finews.ch berichtete.
Filmprojekte abgesagt
Als Bulb Capital haben Bornhäusser und Joos dann Paltrows Firma in Los Angeles immer mal wieder besucht und sich über die Entwicklung der Firma auf dem Laufenden gehalten. «Und kaum zu glauben, Paltrow führt die Firma. Filmprojekte hat sie abgesagt, und ihre öffentlichen Auftritte drehen sich mittlerweile immer um Goop», sagt Bornhäusser.
Sie sei ständig in der Firma präsent, habe ein schlagkräftiges Management-Team an Bord geholt. Ausserdem baue sie die Liste wichtiger Influencer laufend aus, um die Abhängigkeit von ihrer Person fortlaufend zu reduzieren.
Contextual E-Commerce
Doch was macht eigentlich Goop? Das Unternehmen ist aus einem Online-Blog entstanden, den die etwas gelangweilte Paltrow während ihrer Zeit in London gestartet hatte. Dort postete sie Beiträge über Gesundheit, Ernährung und Lifestyle.
Fünf Jahre nach dem Start hat sich Goop zu einem erfolgreichen Medien- und E-Commerce Startup entwickelt. Bei besagtem Dinner stellte sie sich also tatsächlich als CEO von Goop vor. Auch die Zahlen von Goop sind überzeugend, das Unternehmen macht dreistellige Millionenbeträge an Umsatz, wächst fast dreistellig zum Vorjahr und ist Marktführerin im Segment «Contextual E-Commerce», also der Mischung aus redaktionellen Inhalten, digitaler Beratung und Produktverkauf», sagt Bornhäusser.
Hausaufgaben erledigen
Inzwischen hat Bulb Capital einen einstelligen Millionenbetrag in das Unternehmen investiert. «Wir erwarten einen Exit in den nächsten drei bis vier Jahren, wenn sich das Wachstum weiterhin auf dem Level bewegt, vielleicht sogar über einen IPO», gibt sich Bornhäusser sehr zuversichtlich. Für ihn sind sogenannte Celebrity Investments durchaus ein neuer Trend in der Investmentwelt. Gerade an der US-Westküste gebe es eine ganze Reihe solcher Ventures.
Wie bei anderen Engagements gehe es auch da stets darum, die Hausaufgaben zu machen und sich nicht von den Stars einfach blenden zu lassen. Geradezu agnostisch prüft Bulb Capital denn auch diese Investments, profitiert dann aber im Idealfall von der Popularität des Gründers respektive der Gründerin, wie im Fall von Gwyneth Paltrow. Investiert hat das Schweizer Unternehmen inzwischen auch in Dr. Harvey Karp (Bild unten).
Er ist Kinderarzt und in USA berühmt für seine Forschung und Bücher zum Thema Babyschlaf. Er tritt regelmässig in den grossen Talkshows im US-Fernsehen auf, war bei Oprah Winfrey und seine Bücher sind in 30 Sprachen übersetzt. Mit seinem Babybett «SNOO» hat er sich einen Traum erfüllt und seine Schlafforschung in ein Roboterbett umgesetzt und auf den Markt gebracht.
Beliebt bei Celebrity-Müttern
Seit 2012 haben die Macher von Bulb Capital insgesamt schon 17 Finanzierungsrunden in zwölf Startups in den USA, Grossbritannien und Lateinamerika investiert und sieben Exits erzielt. Damit zählt das Venture-Capital-Unternehmen zu den erfolgreichsten Investoren dieser Art in der Schweiz. In Goop und Dr. Harvey Karp hat Bulb Capital ingesamt 15 Millionen Dollar investiert.
Selbstredend steht das Kleinkinderbett bei fast allen jungen Celebrity-Müttern in den USA. Jessica Biel, Beyoncé und die Kardashians schwören auf die Liege, die die Babys – gemäss Eigenwerbung – acht Stunden durchschlafen lässt. So nebenbei hat SNOO zwölf Designpreise gewonnen und steht in Museen wie dem MOMA als Designikone.
Schwangere Stars
Anders als Gwyneth Paltrow ist Karp mit seinem Startup in seiner Branche geblieben und hat seine Berühmtheit gezielt genutzt um die Markteinführung von SNOO vor knapp drei Jahren zu einem Erfolg zu machen. Auftritte in TV Shows, um SNOO vorzustellen, waren für ihn leichter zu organisieren, als für einen normalen Gründer, Kontakte zu Celebrities waren aufgrund der erfolgreichen Bücher vorhanden und die schwangeren Stars leicht von SNOO zu überzeugen. Das Bett wird online verkauft und auch in einem Vermietungsmodel vertrieben.
Für Bulb Capital ist das aktuelle Engagement an der Firma Dr. Harvey Karp bereits die zweite Investmentrunde und das zu einer deutlich höheren Bewertung als bei der ersten Runde. «Hier hat sich der Celebrity-Faktor bereits ausgezahlt. Mit dem jetzt eingesammelten Geld will SNOO auch ausserhalb der USA aktiv werden», sagt Bornhäusser.