Die Rettung von gestrauchelten Banken lässt dem Finanz-Urgestein Mohamed El-Erian die Haare zu Berge stehen. Er ärgert sich vor allem über handstreichartige Aktionen einer mächtigen Institution.
In diesem Jahr sind in den USA Banken mit mehr als Vermögenswerten von über 530 Milliarden Dollar in Konkurs gegangen. Diese Summe übersteigt inflationsbereinigt den Wert des Jahres 2008, zu Zeiten der globalen Finanzkrise.
Das Bankenbeben ist also immens. Allerdings ist die erste Phase wohl überstanden, in der plötzliche und massive Einlagenabflüsse von schlecht geführten und unzureichend beaufsichtigten Banken zu spektakulären Zusammenbrüchen geführt haben.
Gefahr eines Flächenbrands
In der derzeitigen zweiten Phase geht es darum, weniger problematische Banken stabil zu halten, die unter den gestiegenen Finanzierungskosten leiden. Gelingt dies nicht, wird in einer dritten Phase die Bankenkrise auf andere Sektoren übergreifen und erhebliche volkswirtschaftliche Schäden anrichten.
Wie solch eine grossflächige Wirtschaftskrise verhindert werden kann, hat Mohamed El-Erian am Mittwoch in einem Gastkommentar in der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) geschildert.
Behörden in der Pflicht
Nach Ansicht des ehemaligen Investmentchefs des Fondshauses Pimco müssen zunächst die Bankorgane sorgfältiger auf ihre Aussagen achten und generell eine sehr reaktionsschnelle Kommunikation mit den Anlegern führen. Zudem sieht auch El-Erian die Notwendigkeit, dass die US-Notenbank ihr Aufsichtssystem stärkt.
Drittens müssen Abwicklungen für Banken durch Private und die öffentliche Hand in einem engeren Zeitrahmen funktionieren, empfiehlt er. Schliesslich müsse der öffentliche Sektor den Märkten versichern, dass er anstelle der bisher vorherrschenden Ad-hoc-Ansätze sowohl das Einlagenversicherungssystem überarbeite als auch die Regulierung von Banken, die fälschlicherweise als nicht systemgefährdend eingestuft werden.
Griff in die Trickkiste
Die bisherigen Massnahmen zur Stabilisierung reichen also auch der Investment-Legende nicht aus. Schlecht weg kommt bei El-Erian namentlich die amerikanische Notenbank Fed: Sie habe einfach einen Trick angewendet, indem sie ohne eine Gesetzesänderung signalisierte, dass die Obergrenze von 250’000 Dollar der staatlichen Garantie für individuelle Einlagen durch eine unbegrenzte Deckung ersetzt wurde.
Darüber hinaus habe die Fed ein Finanzierungsfenster eröffnet, wonach Banken ein Jahr lang Wertpapiere zum Nennwert tauschen können, die auf dem Markt deutlich weniger wert sind.
Signal für Nachahmer
Tatsächlich entstehen mit dieser subventionierten Finanzierung des Bankensystems nicht nur Kollateralschäden im Finanzsystem. Es werden auch Fehlanreize gesetzt, die andere Finanzplätze in Versuchung führen könnte, solch schädliches Treiben zu tolerieren oder gar noch zu fördern.