Immer mehr Investmentstars verabschieden sich aufs Altenteil. Ihre Fussstapfen drohen leer zu bleiben.
Der Sonnenkönig des europäischen Fondsmanagement tritt kürzer. Wie auch finews.ch berichtete, hat Edouard Carmignac (Bild unten) die Leitung beider Flaggschiff-Produkte des von ihm gegründeten Pariser Asset Managers abgegeben.
Der 71-Jährige, der mit seinen riskanten Wetten 2008 der Finanzkrise trotzte und über Europa hinaus von Anlegern bewundert wird, zieht sich auf die Anlagestrategie des Fondshauses zurück.
Unmöglich gemacht, gefeuert
Mit Carmignac geht ein weiterer jener Börsengurus, die in den letzten Jahrzehnten als Wegweiser, Querdenker und Vorbilder eine so wichtige Rolle fürs Anlegerpublikum spielten. Ihre Schar schmilzt mittlerweile rapide: Ende 2017 machte sich der Schweizer Schwarzseher Marc Faber unmöglich, als er sich abfällig über Afroamerikaner äusserte; schon drei Jahre zuvor war «Bondkönig» Bill Gross bei Pimco gefeuert worden und ist seither kaum noch öffentlich präsent.
2016 gab Schwellenland-Guru Mark Moebius die Fondsverwaltung in jüngere Hände. Warren Buffett (Berkshire Hathaway) und Larry Fink (Blackrock) sind ihrerseits auf der Suche nach Nachfolgern.
Auch Hinschiede gibt es inzwischen zu beklagen. John Bogle, der Gründer von Vanguard und Erfinder des Indexfonds, ist kürzlich verstorben.
Epochale Umwälzungen
Und die Frage stellt sich: Wer folgt in den Fussstapfen der Buffetts, Bogles und Carmignacs – oder sterben die Börsengurus ganz aus? Dass die Liste der weit herum gefeierten Profi-Investoren kürzer und kürzer wird, hat nämlich nicht nur mit der Demografie zu tun.
Mindestens so entscheidend ist etwa der Umstand, dass das Anlagegeschäft, wie es ein Faber und ein Moebius kennen, epochalen Umwälzungen unterworfen ist. Diese Verwerfungen können einem Guru von altem Schrot und Korn den Boden unter den Füssen entziehen, wie zuletzt die Abflüsse bei den Fonds von Carmignac zeigten.
Investoren wollen Rendite, keine Starmanager
Vor allem aber sind die mit grosser Geste gegen die Märkte wettenden Einzelmasken zunehmend fehl am Platz. Der Siegeszug der Indexprodukte drückt ihre «aktiven» Anlagestrategien an den Rand des Marktes. Institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Banken, die immer mehr Geld verwalten und so immer mächtiger werden, sind wenig an Starmanagern interessiert. «Was die wollen, sind stabile Renditen und tiefe Kosten – Punkt Schluss», sagt ein Veteran des Asset Management in der Schweiz, der anonym bleiben möchte. Entsprechend hält der Boom der Passivprodukte an.
Mensch oder Maschine?
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