Finanz-Guru Marc Faber sieht die Börse einmal mehr auf eine Katastrophe zusteuern. Die Schuld dafür lastet er den «wahnsinnig» gewordenen Notenbankern an. Was er Anlegern empfiehlt.

Seit der Finanzkrise versorgen die Notenbanken weltweit die Finanzmärkte mit Billig-Milliarden. Gebracht haben diese bislang wenig angesichts der moderaten Wachstumsraten. 

Weit stärker ist die Wirkung an den Börsen. Das billige Notenbankgeld drückt die Börsen auf Rekordhöhen. Seit dem Tiefpunkt im März 2009 bei 6'600 Zählern ist der amerikanische Leitindex Dow Jones mittlerweile auf rund 18'500 Punkte geklettert – so hoch wie nie zuvor.

Banken sagen Danke

Allerdings: «Nur die Reichen profitierten von der Aktienhausse», sagte Marc Faber im Interview mit dem deutschen «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig). Dem Otto-Normalverbraucher bringe das nichts, da er kaum Aktien besitze. «In den USA ist der Lebensstandard gesunken», stellte der Schweizer mit Wohnsitz in Thailand fest.

Neben den Wohlhabenden nehmen laut Faber auch die Banken die Folgen der Billiggeld-Politik dankend an. «Das Gelddrucken der Notenbanken treibt die Wertpapierkurse. So werden die Depots aufgeblasen. Damit steigen die Einnahmen der Vermögensverwalter», erklärte der Verfasser des Börsenbriefs «The Gloom, Boom & Doom Report».

Hausse erreicht Plafond

Nach Einschätzung des 70-jährigen Anlageexperten werden die Zentralbanken die Geldschleussen noch weiter aufsperren. «Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie ihre monatlichen Wertpapierkäufe von jetzt rund 180 auf etwa 300 Milliarden Dollar aufstocken. Wir steuern zwar seit sieben Jahren Expansionskurs, aber die Konjunktur in den Industrieländern ist recht schwach».

Mit der künstlichen Hausse an den Finanzmärkten ist es aber bald vorbei. «Möglich, dass wir noch einen Monat Hausse vor uns haben», resümiert Faber.

Notenbanker tragen Hauptschuld

Für den Anleger sieht er schwierige Zeiten aufkommen. Das monetäre Experiment werde desolat ausgehen, ist sich der Querdenker sicher. Die Verantwortung dafür trügen die «wahnsinnigen Notenbanker».

Auf diese ist der in Thailand lebende Schweizer ohnehin nicht gut zu sprechen – insbesondere der frühere Fed-Chef Alan Greenspan ist ihm ein Dorn im Auge. Diesen habe er schon 1998 kritisiert, weil er den Hedgefonds LTCM rettete.

«Den Fonds hätte man pleitegehen lassen müssen. Aber stattdessen bekamen wir auch noch die Aktienblase zur Jahrtausendwende und anschließend die Immobilienblase mit der Finanzkrise», so Faber.

Geld verdienen ist schwierig geworden

Seiner Expertise zufolge werden Aktien weniger leiden als Anleihen. Die an der Wall Street gehandelten Aktien erachtet er allerdings als «recht teuer». Mehr Potenzial sieht Faber bei den stark gefallenen Bankwerten. Gleichzeitig verweist er aber auf den hohen Kapitalbedarf der Banken.

«Und wenn die Weltwirtschaft schwächelt, würde auch Unternehmen wie BMW oder Daimler das Geldverdienen schwerfallen». Sein Fazit: Geld verdienen ist in diesen Tagen sei schwieriger geworden, selbst mit grösseren Anlagesummen. 

Institutionellen Anlegern sind Hände gebunden

Gelegenheiten gab es dennoch: So sind brasilianische Aktien in Dollar gerechnet im Schnitt um zwei Drittel im Wert gestiegen. Und die in den Jahren zuvor arg gebeutelten Goldminen-Titel haben sich im laufenden Jahr teils verdreifacht, wie auch finews.ch berichtete.

Privat-Anleger sind hier im Vorteil im Vergleich zu institutionellen Investoren wie Pensionskassen. «Sie können da besser zugreifen, aber sie brauchen gute Berater», meint Faber.

Schwellenländer im Fokus

Er selber favorisiert Schwellenländer-Investments und verteilt sein Vermögen gleichmässig in Aktien, Cash und Anleihen, Immobilien und Edelmetallen.

Bei den Aktien konzentriere er sich primär auf Singapur, Hongkong, Vietnam und Thailand, bei den Immobilien auf Thailand und Vietnam. Die Anleihen seien meist Firmentitel aus den Schwellenländern.

«Das ist vielleicht nichts zum Reich-Werden. Aber ich kann damit ruhig schlafen», so Faber.