Das neue Bonus-Programm der Credit Suisse sorgt für Unmut in den eigenen Reihen. Doch andere Grössen des Banking geben sich inzwischen auch nicht gerade zimperlich.
Die mächtige amerikanische Investmentbank Goldman Sachs setzt im Umgang mit ranghohen Angestellten zumeist auf Zuckerbrot. So öffnet das Wall-Street-Institut seine Dienste für Superreiche künftig auch gegenüber den eigenen Partnern. Sie können ihre Boni dann direkt zurück zur Bank tragen. Dies, gepaart mit Vergütungen, die dieses Jahr so hoch ausfielen, dass sie einen kleineren Aufruhr unter Aktionären verursachten, soll die besten Leute beim Geldhaus halten.
Das steht in deutlichem Kontrast zur Schweizer Konkurrentin Credit Suisse (CS), die nach einem katastrophalen Jahr 2021 ein neues Bonus-Programm lancierte. Wie finews.ch berichtete, zahlt die Grossbank ihrem höheren Kader unmittelbar mehr Cash aus; dies allerdings unter der Auflage, jenes Geld anteilig zurückzuzahlen, falls die Director und Managing Director in den nächsten drei Jahren das Institut verlassen. Neu zugeteilte CS-Aktien werden ebenfalls auf drei Jahre gesperrt.
Das Vorgehen hat dem Vernehmen nach teils für erheblichen Unmut unter den Betroffenen geführt.
Arbeitsverträge wörtlich nehmen
Doch nun packt man auch bei der von CEO David Solomon geführten US-Konkurrentin Goldman Sachs die Peitsche aus. Einem Bericht der Agentur «Bloonberg» (Artikel bezahlpflichtig) zufolge überlegen sich die «Goldmänner» in mehreren Fällen, ob sie gesperrte Aktienpakete einbehalten sollen. Dies, nachdem Top-Banker dem Institut den Rücken gekehrt haben. Die Investmentbank gab der Agentur gegenüber zu bedenken, dass sie damit nur den Buchstaben der Arbeitsverträge mit den betreffenden Kadern folgt.
Dennoch bezeichnet der Bericht das Vorgehen als «nukleare Option» zwischen Bank und Banker. Denn an der Wall Street werden «Leaver» oft bemerkenswert pfleglich behandelt. Man weiss ja nie, wann man sich wiedersieht. Dies im Unterschied zu europäischen Grossbanken, die bei einem Absprung zur Konkurrenz oftmals hart durchgreifen. So blockierte die Schweizer UBS im Jahr 2018 einen Grossteil der Aktien-Guthaben von Andrea Orcel, als sich der damalige Investmentbank-Chef entschied, zur spanischen Konkurrentin Santander zu wechseln. Das juristische Tauziehen um dieses Vorgehen hält immer noch an.
Abstrafung der «Bad leaver»
Die konsequente Abstrafung von «Bad leaver» wird nun offenbar auch bei US-Banken salonfähig, was laut dem Bericht auch als Folge der Coronakrise gewertet werden kann. Die Zeit der Pandemie hat dank der Hilfestellung von Regierungen und Notebanken der Branche zwar ein höchst einträgliches Geschäft beschert. Hingegen haben sich die Arbeitsgewohnheiten grundlegend verändert. Die Loyalität zum Unternehmen bröckelt sichtbar. Auch an der Wall Street ist die «Great resignation», die grosse Kündigungswelle in den USA, deutlich spürbar. Entsprechend liegen die Nerven blank.
In der Schweiz, wo goldene Fallschirme für scheidende Manager zunehmend ungern gesehen sind, ist die Branche dafür neuerdings zu grossem Entgegenkommen beim Arbeitseinsatz bereit. Wie finews.ch unlängst exklusiv berichtete, ist es bei der CS beginnend mit dem 7. März rein theorethisch möglich, gar nicht mehr bei der Bank zu erscheinen. Zwei Tage Home-Office pro Woche werden für 100-Prozent-Stellen wohl künftig die Regel am Finanzplatz. Vielleicht erweist sich die neu offerierte Flexibilität gar als Bonus der Zukunft.