Der neue Bonusplan stösst im höheren Kader der Credit Suisse auf Unmut. Recherchen von finews.ch zufolge haben viele Banker die Kröte geschluckt – manche behalten sich aber eine Retourkutsche vor.

Die Director und Managing Director der Credit Suisse (CS) hatten eine Arbeitswoche Zeit, Farbe zu bekennen: Wer den neuartigen Bonus-Programmen UCA und SDP nicht zustimmte, drohte bei den Vergütungen für das abgelaufene Jahr 2021 leer auszugehen. Doch wie aus dem höheren Kader der Grossbank zu vernehmen ist, hallt der Unmut über die Ende Januar angekündigten neuen Bonus-Regeln nach.

Wie auch finews.ch berichtete, hat die CS leitenden Angestellten einen Sofort-Cash-Bonus angeboten, der jedoch anteilig zurückbezahlt werden muss, wenn die Kader innert drei Jahren die Bank verlassen. Hinzu kam ein Aktienplan, dessen Titel erst nach drei Jahren angetastet werden dürfen – ein Bonus also, der wie ein Knebel anmutet.

Auch Löhne unter 250'000 Franken betroffen

Dennoch haben sich zumindest in der Schweiz viele Betroffene durchgerungen, diese Kröte zu schlucken. Verweigerungen habe es nur ganz wenige gegeben, berichten mehrere Quellen. Doch manche Kader – der neue Bonus-Plan trifft mit den Direktoren auch Bankerinnen und Banker, die weniger als die im Programm als Untegrenze definierten 250’000 Franken verdienen – machen die Faust im Sack.

Dem Vernehmen nach werden sie sich nicht abschrecken lassen, die CS noch vor 2025 zu verlassen. Im Gegenteil: es werde eine Betreibung seitens der CS inkauf genommen. Manche bereiten sich auf juristische Auseinandersetzungen vor oder haben ihre Rechtsschutz-Versicherung kontaktiert. Angesichts Hunderter höherer Kader im Konzern könnte damit eine Klagewelle auf das Institut zurollen. Auf Anfrage wollte sich die Bank hierzu nicht äussern.

Ein schwieriger Spagat

Angesichts des Milliardenverlusts im Jahr 2021 war die Ausgangslage für die CS in der Bonus-Saison von diesem Februar delikat: Während die Konkurrenz rundum Rekord-Vergütungen ausschüttet, musste die zweitgrösste Schweizer Bank mit einem um einen Drittel gekürzten Bonus-Pool kutschieren. Medienberichten zufolge hat diesbezüglich auch noch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) bremsend eingegriffen.

Mit den erhöhten, aber an Bedingungen geknüpften Sofort-Zahlungen unternahm die CS den Spagat, Kader finanziell zufriedenzustellen und mittelfristig ans Unternehmen zu binden. Dies insbesondere mit Blick auf die neue Strategie, die bis 2024 auch eine kulturellen Wandel beim krisengeschüttelten Geldhaus bewirken soll.

«Bei der Vergütung von Führungskräften achtet Credit Suisse darauf, die Interessen der Aktionäre und weiterer Stakeholder angemessen zu berücksichtigen. Wir bereits bekannt gegeben, werden wir die Vergütung noch stärker an unsere neuen strategischen Zielen ausrichten, gerade auch in Bezug auf den Risikomanagement-Fokus», lautet das Statement der Grossbank hierzu. 

Bonus gleich wegsperren?

Doch der nach aussen dringende Ummut unter wichtigen Führungsleuten lässt nicht unbedingt auf eine gestiegene Loyalität zur Bank schliessen. Den Finanzprofis, die von Berufs wegen den Vermögenserhalt anstreben, stösst auch sauer auf, dass allfällige Boni-«Clawbacks» zum Bruttowert erfolgen. Dies, während den Vergütungen bei Erhalt bereits Vorsorge-Leistungen abgezogen wurden und diese später auch zu versteuern sind. «Eingentlich gibt es nichts anderes, als den Cash-Anteil gleich auf ein Sperrkonto zu überweisen», sagt eine Quelle.

Doch Bank-Kadern, die sich gewöhnt sind, mit ihrem Bonus jeweils die Steuern zu zahlen und privat oftmals erkleckliche Verpflichtungen haben, wird das nicht immer leicht fallen.