10:35 Recherchegespräche sind in Zeiten von Corona – oder vielmehr Homeoffice und Social Distancing – nur übers Telefon zu führen. Ich hoffe, dass die Verbindung stabil ist. Mich dünkt, dass seit dem Lockdown die Kommunikationsnetze schnell mal überlastet sind. Ich brauche drei Anläufe, um das kurze Gespräch zu führen.
10.50 Die Zeit läuft, in zehn Minuten muss der nächste Aufmacher-Artikel bereit sein, Ich prüfe das Content-Management-System (CMS), ob der Artikel schon erfasst ist. Hake nach, wann er kommt. Und um 14.00 Uhr muss der nächste Aufmacher-Artikel parat sein. Die Aufgabe habe ich gefasst, die Zeit läuft. Ich denke schon ans Mittagessen.
Gelegentlich erhalte ich Besuch: Zeichnungen werden gezeigt, Spielzeug wird gesucht, oder es wird einfach nur Hallo gesagt. Die Türe ist zwar zu, stellt aber kein Hindernis dar.
12.15 Ich klinke mich aus – über Slack lasse ich es die Kollegin und die Kollegen wissen – und decke den Tisch fürs Mittagessen. Das Telefon nehme ich mit.
13.15 Eigentlich würde ich gerne etwas frische Luft tanken, in der Sonne einen Kaffee trinken. Aber ich räume den Tisch ab und die Küche auf. Zwei Anrufe habe ich unterdrückt – Homeoffice muss nicht unbedingt permanente Erreichbarkeit bedeuten.
14.00 Die zweite Redaktionskonferenz des Tages. Wir besprechen den Rest des Tagesprogrammes und Stories für die verbleibende Woche.
Nur der jeweilige Bildausschnitt verrät, wie ein jeder von uns sich im Homeoffice eingerichtet hat. Eventuell huscht mal jemand anders durch den Bildausschnitt, Geräusche dringen in die Konferenz, aber sonst bleibt Privates privat.
15.00 Der Rhythmus der Tiktok-Meldungen von Slack ist nun deutlich langsamer. Die Kollegin und Kollegen arbeiten nun eher an ihren grösseren Artikeln, Recherchen oder Interviews. Mir gelingt es, auch mal eine halbe Stunde am Stück zu schreiben.
Die Kinder sind nun draussen am Spielen. Gelegentliche Unterbrechungen gibt es trotzdem: Mein älterer Sohn sucht seine Badehose. Ich denke: «Badehose im April? Verpasse ich was da draussen?»