Gut ausgebildete Private Banker sind weiterhin sehr gesucht in der Schweiz. Gleiches gilt für Investmentspezialisten etwa im Private-Market-Segment. In den Bereichen Digital Banking und Fintech – etwa der Chief Digital Officer in der Geschäftsleitung – wird die Nachfrage ebenfalls noch deutlich zunehmen.
Dreht sich denn das Private-Banker-Karussell zwischen den Banken noch so schnell wie ehedem?
Zwischen März und Mai – nachdem die Boni ausbezahlt werden – erreicht die Fluktuation im Banking weiterhin Spitzenwerte. Sign-on-Boni werden zwar weniger gern bezahlt, aber trotzdem wir noch mit sehr hohen Gehältern gelockt.
«Langjährige Mitarbeitende einer Bank tappen oft in eine psychologische Falle»
Und da die Kundenberater-Population in der Schweiz gross ist, bleibt das Segment ein wichtiger Treiber für das Lohnniveau im Banking.
Aber es ist nicht mehr so einfach, seine Kunden mitzunehmen, oder?
Der Kundenkontakt wird bei den Grossbanken mittlerweile auf verschiedene Spezialisten verteilt, das ist clever in Bezug auf die Bindung an die Bank. Kommt es dennoch zu Wechseln, werden Kunden von Anfang an viel stärker mit einbezogen.
Aber wer im Private Banking über 50 Jahre alt ist, darf auf diesem Karussell nicht mehr mitreiten.
Langjährige Mitarbeitende einer Bank tappen oft in eine psychologische Falle. Sie haben die goldenen Zeiten im Swiss Private Banking noch miterlebt, sassen bisweilen auf einem guten Buch, mussten wenig akquirieren – und auch die Weiterbildung war nicht so wichtig. Jetzt gilt es, fachlich à jour zu sein und für weniger Geld mehr zu leisten. Wer den Mentalitätswechsel nicht mitmacht, wird in der Tendenz herausgespült.
Doch es gibt sicher fleissige und aufgeschlossene Ü50-er bei den Banken?
Gefährdet sind auch Spezialisten, die trotz guter Leistung aus Kostengründen entlassen werden und dann in ihrem engen Fachgebiet etwa im Mid-Office keinen Job mehr finden. Sie sind mit ihren Fähigkeiten nicht mehr vermittelbar.
Weiterhin klagen Bankerinnen über Probleme beim dem Wiedereinstieg nach der Babypause, über verstellte Karrieren und geschlechterbedingte Lohnunterschiede. Zu Recht?
Der Lohn-Gap zwischen Frauen und Männern verringert sich zwar, aber er ist weiterhin vorhanden. Wir beobachten jedoch, dass unsere Kunden gerade für Frontjobs oftmals Damen auf der Shortlist haben wollen. Gewisse Arbeitgeber haben Teilzeitmodelle stark forciert, um für mehr Diversität bei der Belegschaft zu sorgen. Unter 80-Prozent-Pensen sind aber Bankkarrieren in der Regel weiterhin schwierig. Auf der Stufe Managing Director, wo eine halbe Million Franken verdient werden kann, wird den Angestellten immer noch sehr viel abverlangt.
Stephan Surber ist Senior Partner bei der in der Personalvermittlung tätigen Page Gruppe. Seine ersten Karriereschritte hatte er im Jahr 2000 bei der Axa-Vorgängerfirma Winterthur Versicherungen unternommen. Nach fünf Jahren im Asset Management wechselte er zu Page, wo er den Bereich Banking & Financial Services in der Schweiz für Page Executive aufbaute. Heute ist er für diesen Bereich in ganz Europa zuständig.
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