Mit Erneuerung und Kontinuität will Credit-Suisse-Präsident Axel Lehmann die Bank wieder auf Erfolgskurs bringen – und mit Thomas Gottstein an der operativen Spitze.
«Ja, es gibt Baustellen und es gibt vieles zu tun, das vergesse ich nicht. Aber es gibt auch viel Gutes, und das vergesse ich auch nicht», sagte Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann in seinem Referat zur diesjährigen Generalversammlung, die am Freitagnachmittag ohne physische Beteiligung der Aktionärinnen und Aktionäre (derzeit) stattfindet. Sie wird via Webcast übertragen.
Lehmann ist seit 2021 Verwaltungsrat der CS und seit Januar 2022 Präsident des Aufsichtsgremiums, nachdem sich die Bank von seinem Vorgänger, António Horta-Osório, aufgrund von Regelverstössen im Zusammenhang mit den schweizerischen Corona-Vorschriften, getrennt hatte.
Wie im Sport
«Nun, ein neuer Präsident macht noch keinen Frühling. Der Sport und die Berufswelt haben mich gelehrt, dass Erfolg nur im Team möglich ist. Das Räderwerk als Ganzes ist entscheidend, nicht das einzelne Rad», sagte Lehmann am Freitag in seiner Rede.
«Wir treten heute mit dem Anspruch an, nach vorne zu blicken und alles zu tun, damit die Credit Suisse nach einer Serie von Rückschlägen wieder aus eigener Kraft dauerhaft zu Stabilität und Erfolg zurückfindet», so der CS-Präsident weiter. Die Bank brauche Erneuerung, gleichzeitig aber auch Kontinuität.
Für Lehmann heisst Erneuerung:
- die nachhaltige Adjustierung und Umsetzung der Strategie und die Neuausrichtung des Risikoprofils
- die Arbeit an der Kultur von zuoberst bis zuunterst
- die Problemanfälligkeit zu überwinden.
- Teambuilding sowie die Stärkung der Motivation und klare Verantwortlichkeiten auf allen Stufen.
Erneuerung heisse hingegen nicht, vor lauter Erwartungsdruck den Fokus auf das Tages- und Kerngeschäft zu verlieren und in Reformhektik auszubrechen, so Lehmann weiter.
Kontinuität heisst:
- den einmal gewählten strategischen Kurs auch konsequent zu halten
- die starke Gruppenkapitalisierung, die Qualität der Dienstleistungen, den Einsatz aller Mitarbeitenden
- Stabilität.
«Ich bin mir bewusst, dass die Credit Suisse in der jüngsten Vergangenheit nicht immer nach diesen Werten gelebt hat. Das hat viele enttäuscht. Nun, die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Aber wir müssen aus der Vergangenheit und den Versäumnissen lernen. Und wir müssen die richtigen Lehren daraus ziehen», betonte Lehmann.
Rückendeckung für CEO Thomas Gottstein
Als frischgebildetes Team treibe die Geschäftsleitung unter CEO Thomas Gottstein die strategische Transformation und den kulturellen Wandel voran. «Die langfristigen Leitplanken und unser Weg in die Zukunft sind klar. Die drei Stichworte dazu heissen Strategie, Struktur und Kompetenz», erklärte Lehmann. Er betonte dabei auch, dass Gottstein weiterhin das volle Vertrauen des Verwaltungsrats geniesse.
«Wir brauchen eine Kultur, die Widerspruch zulässt, um Fehler zu vermeiden und daraus zu lernen. Ideen und Warnsignale gehören auf den Tisch, nicht unter den Tisch», sagte der CS-Präsident.