Was hat er nicht schon alles gemacht. Nun will der frühere Credit-Suisse-Chef und Weltenbürger Tidjane Thiam über sein Wirken Zeugnis ablegen.
Dass der frühere Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam ein Büchernarr ist, gab er während seiner Zeit in der Schweiz verschiedentlich zum Ausdruck. Einmal verfasste er für finews.ch auch eine Buchempfehlung, als es darum ging, die passende Sommer-Lektüre zu finden.
Inzwischen geht er noch einen Schritt weiter und verfasst seine Memoiren, wie das britische Verlagshaus William Collins dieser Tage bekannt gab. Auch das Finanzportal «tippinpoint» hat am (heutigen) Mittwoch darüber berichtet.
Ein Weg durch Wirtschaft und Politik
William Collins hat ein Vorrecht auf die noch unbetitelten Memoiren des Managers erworben, der sich «einen Weg durch die afrikanische und europäische Politik und Wirtschaft gebahnt hat», wie es in einer Verlautbarung des mehr als 200-jährigen Verlags heisst.
Denn Thiam ist nicht nur Manager, sondern war in der Vergangenheit auch als Politiker in seiner Heimat, der Elfenbeinküste, aktiv. Das Buch soll im Herbst 2024 erscheinen, wie Arabella Pike von William Collins weiter erklärte.
Mit Bescheidenheit ans Werk
«Ich gehe mit Respekt und Bescheidenheit an dieses neue Abenteuer heran und hoffe, dass meine Geschichte einige jüngere Frauen und Männer inspiriert und es denen, die nach mir kommen, vielleicht leichter macht», sagte Thiam.
Der frühere CS-Chef (von 2015 bis 2020) blickt auf eine wechselvolle Karriere zurück, die vom Kontakt mit und der Inhaftierung durch Putschisten in seiner Heimat bis hin zu den höchsten Sphären in der Wirtschaftswelt reicht.
Schwieriges Schicksal in der Schweiz
In der ersten Inhaltsangabe des Verlags heisst es: «Nach einer Kindheit in den Wirren West- und Nordafrikas durchbrach Thiam in der elitären Welt des französischen Hochschulwesens die Grenzen und wurde einer der ersten schwarzen Berater bei McKinsey & Company, bevor er in die ivorische Regierung eintrat.»
Nach einem Putsch, der ihn schliesslich ins Exil zwang, wechselte er in die Finanzwelt, wo er zunächst zum CEO des britischen Versicherers Prudential und später der CS aufstieg. Bei der zweitgrössten Schweizer Bank war ihm ein schwieriges Schicksal beschieden, das im sogenannten «Spygate» kulminierte, bei dem mehrere Kaderleute ausspioniert wurden, darunter auch der einstige Wealth-Management-Chef Iqbal Khan, nachdem dieser bekannt gegeben hatte, zur UBS zu wechseln.
Literarische Mischung
Der Rest ist Geschichte und führte dazu, dass Thiam im Februar 2020 den Hut nehmen musste. Über seine späteren Tätigkeiten in der Wirtschaft, aber auch in der Politik seine Engagements für wohltätige Zwecke hat finews.ch verschiedentlich berichtet.
«Mit seiner Mischung aus Autobiografie, Wirtschaft, Politik und persönlicher Philosophie bietet Thiam einen einzigartigen Blickwinkel auf das unternehmerische und politische Leben in Afrika, Europa, den Vereinigten Staaten und Asien», liess der Verlag verlauten.
Keinerlei Selbstzweifel
Man darf gespannt sein, wie er das Kapital zu seinem Wirken bei der CS gestalten wird. In einem Gastbeitrag in der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) im November 2022 äusserte er keinerlei Selbstzweifel oder Selbstkritik an seiner Zeit in der Schweiz.
Angela Pike vom Verlag verspricht: «Tidjane Thiams ehrliche Schilderungen seiner Kindheitserlebnisse in der Elfenbeinküste, seiner Rolle in der Politik und seiner aussergewöhnlichen Karriere in der Wirtschaft – insbesondere bei Prudential und der Credit Suisse – sind eine augenöffnende Lektüre.»