Die Turbulenzen am Markt für amerikanische Anleihen sorgen für Verunsicherung. Sie schlagen auch in Europa hohe Wellen. Starinvestor Jeff Gundlach warnt vor einer Rezession in den USA.
In den USA trüben sich die Konjunkturaussichten zusehends ein. Der amerikanischen Regierung droht weiterhin ein so genannter Government Shutdown, und im Repräsentantenhaus ist kein Nachfolger für den abgewählten Sprecher Kevin McCarthy in Sicht. Es ist ein Cocktail an schlechten Nachrichten, den die Investoren zu verdauen haben. US-Staatsanleihen setzen unterdessen ihre Talfahrt der letzten Wochen fort.
Marktauguren schlagen mit Blick auf den Bondmarkt inzwischen Alarm. Denn die Renditen von US-Staatsanleihen sind in den vergangenen Wochen deutlich in die Höhe geschnellt. Die Anleger setzen zunehmend darauf, dass die US-Notenbank die Zinsen bis weit ins Jahr 2024 hoch halten wird, um die Inflation zu bekämpfen.
Ausverkauf am US-Bondmarkt
Am Mittwoch durchstiessen die Renditen dreissigjähriger US-Staatsanleihen kurzzeitig sogar die 5-Prozent-Marke, bevor sie wieder leicht zurückgingen. Auch zehnjährige US-Staatsanleihen (Treasuries) könnten diese Hürde bald überspringen. Zuletzt notierten sie mit rund 4,8 Prozent auf dem höchsten Stand seit 16 Jahren.
Allein in den vergangenen zwei Wochen ist die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen um rund einen halben Prozentpunkt gestiegen. Der rasante Renditeanstieg sorgt zunehmend für Verunsicherung. Angesichts des Ausverkaufs am US-Anleihemarkt sehen viele Marktbeobachter eine Rezession in den USA aufziehen.
Warnungen via X
Vor diesem Hintergrund schlägt der Gründer der US-Investmentgesellschaft Doubleline Capital, Jeff Gundlach, (Bild unten) Alarm. Auf der Social-Media-Plattform X (früher Twitter) forderte er die Anleger auf, sich «anzuschnallen». Die Turbulenzen an den Anleihemärkten könnten ein Zeichen für eine bevorstehende Rezession sein, warnte der Bond-König. Seiner Meinung nach wird ein schwerer wirtschaftlicher Abschwung immer wahrscheinlicher.
(Bild: Doubleline Capital)
Der Investmentguru verweist auf die Renditedifferenz zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen. Die Renditekurve drehe sich sehr schnell, so die Investorenlegende. Eine inverse Renditekurve gilt als Vorbote jeder US-Rezession seit 1969. Das «sollte jeden in Rezessionswarnung versetzen», fügte Gundlach hinzu. «Wenn die Arbeitslosenquote nur um ein paar Zehntel steigt, ist das Rezessionsalarm. Schnallt euch an.»
Überschwappen auf Europa
Tatsächlich weiten sich die Turbulenzen zusehends international aus. Aufgrund von Ansteckungseffekten sind die Zinsen in der Eurozone in den letzten Wochen ebenfalls gestiegen, obwohl die wirtschaftliche Situation eine andere ist. Umfragen zufolge befindet sich die Eurozone bereits in einer Rezession.
In Deutschland, der Konjunkturlokomotive in Europa, stieg die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen am Mittwoch erstmals seit gut einem Jahrzehnt zeitweise über 3 Prozent. Derweil droht das hoch verschuldete Italien in eine Haushaltskrise zu rutschen. Die Rendite zehnjähriger italienischer Anleihen liegt derzeit bei rund 4,9 Prozent und damit so hoch wie seit 2012 nicht mehr, als die Schuldenkrise in der Eurozone wütete.