3. Wirtschaftliche Fundamentaldaten aus dem Finanzsektor sind wichtig

Bis ins Jahr 2008 haben die meisten Wirtschaftsmodelle den Finanzsektor vernachlässigt. Und die meisten Finanzmodelle vernachlässigten wirtschaftliche Fundamentaldaten. Das war ein Fehler. Denn der Finanzsektor spielt eine entscheidende Rolle im gesamten Wirtschaftssystem, im Unterschied zu anderen Branchen wie Technologie, Konsumgüter oder Energie. Finanzielle Ungleichgewichte können als Multiplikator in der Realwirtschaft wirken.Auf der akademischen Seite gab es in den vergangenen zehn Jahren enorme Fortschritte im Verständnis dieser Wirkungsmechanismen.

Heute wissen wir, wie sich einzelne Schocks übertragen und auf andere Länder ausdehnen – so wie das Platzen des US-Immoblienmarktes die europäischen Banken in die Krise gerissen hat.

4. Regulierung verhindert die letzte Krise – nicht die nächste

Viele werden mit der Aussage einverstanden sein, dass es vor 2008 nicht mehr, sondern bessere Regulierung gebraucht hätte. Dem widerspricht leider die Entwicklung der letzten zehn Jahre, die eine Fülle von neuen Vorschriften hervorgebracht haben, seien es Kapitalvorschriften wie Basel III, Kundenschutz-Richtlinien wie Dodd-Frank oder MifidII, Bankendirektiven, Marktkontrollen, Lohn- und Bonusrestriktionen. Hätten wir diese Regulierungsdichte bereits im Jahr 2000 gehabt, wäre die Welt heute eine andere.

Doch ist es eine Binsenweisheit, dass die Märkte den Regulatoren immer mindestens ein Schritt voraus sind. Alle diese neuen Regulierungen werden die nächste Krise demnach nicht verhindern.

5. Wer ein Produkt oder eine Technologie nicht versteht, ist selber schuld

Warren Buffett kopie

Er ist einer der Grundsätze der Investorenlegende Warren Buffett: «Wenn ich ein Geschäft nicht verstehe, investiere ich nicht.» Er dient nun vielen, die Exzesse im Vorfeld von 2008 zu rechtfertigen. Denn all die Finanzinnovationen wie Credit Default Swaps (CDS), verbriefte und gebündelte Schuldpapiere wie CDO, CLO, RMBS – wer verstand sie wirklich? Die Folge davon war, dass es diese Produkte waren, welche die Finanzmarktteilnehmer kontrollierten, nicht umgekehrt. Dieser Sichtweise widerspreche ich: Manager sind verpflichtet die Funktionsweise von neuen Produkten und Technologien zu lernen, zu verstehen und zu hinterfragen. Komplexität ist keine Entschuldigung.

Das gilt auch für die Zukunft: In den kommenden Jahren werden komplexe Technologien wie Blockchain oder Künstliche Intelligenz zum Treiber in der Finanzbranche. Die Manager sollten sich anstrengen, diese Technologien zu beherrschen.

6. Die Finanzkrise war eine Wertekrise

Werte entstehen durch Bildung und Erziehung. Wir sagen unseren Studenten oft: «Es gibt viele schlechte Menschen da draussen.» Risikomanagement und Corporate Governance dienen dazu, Individuen von ihren schlechten Absichten abzuhalten und die gesamte Organisation vor ihnen zu beschützen.

Das ist eine unmögliche Aufgabe, wenn wir nicht von Beginn weg Individuen mit einem Wertesystem ausbilden.

7. Vertraue den Instinkten

Das ist meine persönliche Beobachtung. Unsere Denkweise hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert und wir berücksichtigen bei Entscheidungen unsere Instinkte wieder stärker. Zwar lässt sich mittels Instinkt kaum der betrügerische Chef oder der unfähige Manager identifizieren. Doch wird relativ schnell ersichtlich, wenn eine Organisation dysfunktional ist und Risiken schlecht gemanagt werden.

Wir haben gelernt, gegen übermässiges Selbstvertrauen, Arroganz und Hybris die Stimme zu erheben.


 Arturo Bris ist Professor für Finanzen an der Managementschule IMD in Lausanne und leitet das IMD World Competitiveness Center.