Für einmal liegt George Soros kolossal falsch. Die Hedgefonds-Legende setzte nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten auf das falsche Pferd und muss nun bluten.
Die Wahl Donald Trumps zum designierten 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten am 8. November 2016 überraschte so ziemlich alle Investment-Profis. Die meisten von ihnen prophezeiten bei einer Wahl des Immobilien-Moguls denn auch dunkle Zeiten für die Börse – zu den Pessimisten gehörte auch Georg Soros.
Die 86-Jährige Investorenlegende ungarisch-jüdischer Herkunft bezeichnete Trump kürzlich in einem Kommentar auf dem Onlineportal «Project Syndicate» als einen Hochstapler und Möchtegern-Diktator.
Auf dem falschen Fuss erwischt
Soros glaubte nicht an eine nachhaltige Kurssteigerung nach der Wahl Trumps und wettete auf einen Crash der Aktienkurse an der Wall Street. Doch mit seiner Wette lag er nur wenige Stunden richtig. Denn am selben Tag noch zogen die Preise an.
Seither hat der amerikanische Leitindex Dow Jones über 11 Prozent zugelegt, und es fehlen nur noch wenige Punkte bis zur Rekordmarke von 20'000 Zählern.
Aus Angst vor weiteren Kurssteigerungen soll Soros nun seine Positionen im Quantum Endowment Fund – der nur noch für Familienmitglieder von Soros offen steht – noch vor Jahresende glatt gestellt und Verluste von gegen 1 Milliarde Dollar realisiert haben, wie das «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) am Donnerstag berichtete.
Kratzer im Lack
Für den mehrere Milliarden Dollar schweren Soros ist dies verkraftbar. Seine Reputation als Finanz-Prophet dürfte hingegen etwas gelitten haben.
Konkurrenten an der Wall Street schwenkten noch rechtzeitig um. Wie Stan Druckenmiller – Gründer des Hedgefonds Duquesne Capital und viele Jahre die rechte Hand Soros'. Dem Bericht zufolge soll er vor der Wahl gesagt haben, ein Sieg Hillary Clintons würde einen Kurssprung und danach einen Verfall einleiten – und bei Trumps Sieg könnte es umgekehrt laufen.
Angeblich hat Druckenmiller diese Voraussicht zu einem ansehnlichen Gewinn verholfen. Nach eigener Aussage hat er noch in der Wahlnacht seine Positionen umgeschichtet und auf ein optimistisches Szenario gesetzt.
Prominente Skeptiker
Soros, der seinen Quantum-Hedgefonds 1969 gründete und sich Ende 2011 zurückzog, ist nicht der einzige, welcher der Trump-Rally skeptisch gegenübersteht. Anleihen-Guru Bill Gross, Gründer von Pimco und seit gut zwei Jahren Fondsmanager bei Janus Capital, glaubt ebenfalls nicht an weiter steigende Kurse, wie auch finews.ch berichtete.
Seit einigen Tagen ist die Euphorie an den Aktienmärkten auch etwas verflogen, die Börsen stagnieren. Nach wie vor herrscht Ungewissheit, wie Trump die umfangreichen fiskalpolitischen Stimuli und Steuersenkungen umzusetzen gedenkt, um «America great again» zu machen.
Bleibt abzuwarten, ob Soros mit seiner Einschätzung über Trump und seiner pessimistische Prognose hinsichtlich der Aktienmärkte über kurz oder lang dennoch Recht bekommt.