Nach dem Kurssturz an den Börsen sitzt die Angst der Anleger tief. Warum Fidelity-Aktienchef Dominic Rossi trotzdem zuversichtlich ist – und wo er die Aktienmärkte in zwei Jahren sieht.
Die Anleger reiben sich die Augen. Die Börsen haben im zweistelligen Bereich korrigiert; innert Tagen wurden etwa an der Wall Street die Buchgewinne dieses Jahres zunichte gemacht. Entsprechend tief sitzt nun die Verunsicherung.
Doch Dominic Rossi (Bild), der viel beachtete Aktienchef beim Fondsriesen Fidelity Worldwide Investment, will nicht in die Jeremiaden einstimmen. Geht es nach ihm, durchflogen die Märkte in den vergangenen Tagen zwar eine Turbulenz. Doch danach, sagt Rossi, der die Anlage von mehr als 300 Milliarden Dollar an Vermögen mitverantwortet, folge besseres Börsenwetter.
«Nächstes Jahr werden die Aktienmärkte die Höchstwerte von 2014 in den Schatten stellen», so Rossi an einem Pressegespräch in London, bei dem finews.ch zugegen war.
Siegeszug des Dollar
Gekommen, um zu bleiben sei jedoch der gegenüber dem Euro starke Dollar, der als eigentlicher Ursprung der jüngsten Verwerfungen gilt. Der Leitwährung, sagt Rossi, stehe ein längerer Bullenmarkt bevor. Getrieben werde der Greenback durch die immer bessere Verfassung der US-Finanzen.
Das Doppel-Defizit schrumpfe schnell dahin, weil die Amerikaner (vorläufig) kostspielige Kriege im Nahen Osten beenden konnten, die Firmen zu höheren Steuerabgaben zwingen und die Exporteure von billiger Energie - etwa durch inländisches Schiefergas - profitierten.
Im Jahr 2016, erklärt Rossi, könne US-Präsident Barack Obama seine Amtszeit wohl mit einem Haushaltsüberschuss beschliessen. Das würde den Dollar zusätzlich festigen – zusammen mit dem Ausstieg der amerikanischen Notenbank (Federal Reserve, Fed) aus der ultraexpansiven Geldpolitik.
Gleichzeitig seien die amerikanischen Unternehmen bestens in der Lage, einen teureren Dollar zu verkraften. Rossi erwartet sowohl höhere Firmengewinne wie auch höhere Dividenden – und sieht den amerikanische Leitindex S&P 200 bis 2016 gar auf 2'200 Punkte (aktuell: 1'940 Punkte) steigen.
Und schwacher Euro
Weniger sonnig sieht der Investmentstratege den Ausblick für Europa. Die bisherige Rallye der europäischen Börse sei ohne höhere Erträge der Firmen vor sich gegangen. Das habe die Kurse verwundbar gemacht. Immerhin, findet Rossi in typisch angelsächsischer Manier, habe die Europäischen Zentralbank (EZB) nun endlich begriffen, dass ein starker Euro der Eurozone schade. Sie werde deshalb zu Lockerungsmassnahmen greifen – und den Euro damit weiter schwächen.
Das könnte dafür sorgen, dass die europäischen Börsen 2015 einen «moderaten Auftrieb» erhalten, so Rossi.
Zwiespältig sieht der Fidelity-Stratege die Chancen für die dieses Jahr schwer abgestraften Schwellenmärkte. Steigende Börsenkurse würde man wohl nur dort sehen, wo die einzelnen Staaten dringend notwendige Reformen angingen.
Auch die aufstrebenden Regionen können sich scheinbar nicht den Zwängen der Golabilisierung entziehen.