UBS-Spitzenökonom Andreas Höfert kommentiert die Lage in Europa – unter anderem mit der bemerkenswerten Feststellung, sie sei «nicht mehr so schlecht wie auch schon.»
Andreas Höfert beurteilte die europäischen Aussichten ja schon seit längerem besonders skeptisch. Der UBS-Spitzenökonom (genauer: «Global Head of Wealth Management Research») schilderte Anfang März – inmitten einer politischen Frühlingsstimmung – die Lage als «sehr ernst». Und prompt brachen unmittelbar danach die Zypern-Turbulenzen aus.
Jetzt nahm Höfert in einem Audiocast wieder Stellung zur europäischen Lage. Er tat es mit gehöriger Vorsicht. Auf die Frage: «Darf man in der EU wieder hoffen?» meinte er geradezu sybillinisch: «Das hängt davon ab, was man als Optimismus definiert. Wenn es darum geht zu sagen, dass die Lage in Europa nicht mehr so schlecht ist wie auch schon, dann kann man ein wenig optimistisch sein.»
Zustände wie in den Dreissigerjahren
Aber ansonsten müsse man wohl eher pessimistisch sein. In der europäischen Peripherie herrschten immer noch «Zustände, die stark an die amerikanische Depression der Dreissigerjahre erinnern.»
Und doch ist Höfert bereit, das europäische Konjunkturbild etwas heller malen. Immerhin beschleunige sich der deutsche Konjunkturzyklus, auch Frankreich sollte in der zweiten Jahreshälfte wieder eine Null schaffen, und in der eruopäischen Peripherie gebe es einige Anzeichen, dass das Schlimmste vorbei ist: So habe Spanien mittlerweile sogar eine positive Handelsbilanz.
«Tail Risk» Politik
Doch damit einher geht eine Warnung – vor dem entscheidenden Unsicherheitsfaktor. Es ist die Politik. In der europäischen Peripherie seien die nationalistischen oder die nicht-demokratischen Parteien im Aufwind, überall herrsche Politikverdrossenheit. Aber auch ein Land wie Frankreich sei schon davon erfasst, immerhin steht der Front National in Meinungsumfragen mittlerweile als grösste Partei da.
«Es war nicht gedacht, dass der Euro Europa auseinanderreisst», so Höfert, «aber das ist das, was passiert ist.»