Frage: Wer wird das Hauptopfer, wenn die US-Notenbank dann langsam aus ihrem Quantitative-Easing-Programm aussteigt? Antwort: Europa.
Die US-Notenbank Fed hat bekanntlich letzte Woche angedeutet, dass sie in gemächlichen Schritten mit den Anleihen-Ankäufen aufhören und auch das Zinsniveau allmählich wieder anheben will.
Was eigentlich ein Zeichen für eine erstarkende Wirtschaft wäre, wurde an den Märkten mit heftigen Negativreaktionen aufgenommen.
Gemäss David Marsh, dem Vorsitzenden des Official Monetary and Financial Institutions Forum – eines britischen Finanz-Think-Tank –, hätten die Investoren absurd reagiert. Als ob sie überrascht gewesen seien, «dass es am Abend dunkel wird und am Morgen die Sonne aufgeht»,
So formulierte es Marsh in einem Beitrag auf dem Wirtschaftsportal «Market Watch».
Komisch auch, dass Gelder in erheblichem Umfang aus den Emerging Markets abgezogen worden seien. Die entscheidende Frage für Marsh lautet jedoch, was denn der Richtungswechsel der US-Notenbank für Europa bedeuten würde.
Schlechte Vorzeichen für Europa
Marsh argumentiert, dass in den letzten 30 bis 40 Jahren eine monetäre Verschärfung in den USA sich generell negativ auf europäische Wechselkurse ausgewirkt habe. Dasselbe Phänomen sei jeweils nach Wahlen in Deutschland zu beobachten.
Und dieses Jahr steht beides gleichzeitig auf dem Plan.
Stunde der Wahrheit naht
Das Grundproblem von Europa ist laut Marsh aber das ausbleibende Wachstum. Eine erstarkende Wirtschaft jenseits des Atlantiks wäre ja theoretisch ein willkommenes Zeichen für den alten Kontinent sein. Doch dieser Umstand würde mehr in den Hintergrund rücken.
Die These des ehemaligen Investmentbankers Marsh: Wenn die US-Notenbanken die Zügel anzieht, weil es der heimischen Wirtschaft wieder besser geht – dann kommt Europa erst recht ins Trudeln.
Oder mit seinen Worten: «Das Anziehen des amerikanischen Zinssatzes wird den wahren Zustand der Anfälligkeit Europas aufzeigen, die bisher von einer Liquiditätswelle von der Zentralbank überdeckt wurde.»