In China beginnen bald die Arbeiten am höchsten Wolkenkratzer der Welt. Glaubt man einigen Ökonomen, ist das gar kein gutes Zeichen.
Grübeln Sie auch manchmal, ob es zum «Hard Landing» in China kommt? Dann könnte dieses Projekt interessant sein: Im wenigen Wochen beginnen in der südwestchinesischen Millionenstadt Changsha die Bauarbeiten zum höchsten Gebäude aller Zeiten – und nur 90 Tage später soll es stehen.
Exakt 838 Meter wird «Sky City» hoch sein, 220 Stockwerke beherbergt das Haus laut Planung, es soll Erdbeben bis Stärke neun standhalten.
Ökonomen ahnen Fürchterliches
Eine riesige Festung, so klingt es. Und ein ziemlich ambitioniertes Projekt. Einige Ökonomen dürften nun bereits Fürchterliches ahnen. Die Vertreter des Wolkenkratzer-Indizes gehen nämlich davon aus, dass solche Projekte mit Finanzkrisen korrelieren.
Angefangen hat mit dieser Theorie ausgerechnet Andrew Lawrence, der wissenschaftliche Direktor der britischen Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein. Diese wurde 2009 selbst Opfer der Krise. 2005 stellte auch der Ökonom Mark Thornton derartige Überlegungen auf. 2010 folgte Gunter Löffler von der Universität Ulm. Das Papier überarbeitete der Ökonom erst gerade wieder mit aktuellsten Prognosen.
Was genau der Grund für die Zusammenhänge ist, ist noch nicht klar. Während Thornton etwa den Grund in zu laxer Geldpolitik sieht, durch die gigantische Projekte einfacher zu finanzieren sind, ist für Löffler eher unrealistischer Optimismus der Grund.
Geplatzte Blasen, kaputte Währungen
Doch wo auch immer die Wurzeln liegen – ganz von der Hand zu weisen sind die Argumente nicht. Zuletzt zeigte sich das beim Burj Khalifa in Dubai (links). Der Bau begann 2007, als alles noch rosig aussah. Doch was dann 2008 an den weltweiten Finanzmärkten folgte, war alles andere als positiv.
Davor der Taipai 101 in Taipai. Bauzeit: 2000 bis 2003 – Dieser Turm korrellierte mit dem Platzen der Dotcom-Blase.
Die berühmten Petronas Towers in Kuala Lumpur entstanden kurz vor der asiatischen Krise, die mit Währungsentwertung und dem Platzen einer Spekulationsblase einherging.
Auch das World Trade Center in New York entstand gleichzeitig mit einer Krise. Noch während der Bauzeit in den 70ern brach das Währungssystem von Bretton Woods zusammen, es gab eine Ölkrise, das Phänomen der Stagflation entstand.
Europäisches Beispiel
Die Forschung zu dem Thema geht sogar noch weiter zurück. 1899 entstand das Parkrow Building in New York. Mit über 100 Metern Höhe war es damals ein beachtlicher Wolkenkratzer. Ebenso wie der erste US-Börsencrash 1901. Wer auf ein europäisches Beispiel hofft. Ob es ein Zufall ist, dass der Eiffelturm 1889 fertig gestellt wurde? Ein Jahr, bevor mit der Fast-Pleite der Barings Bank in London eine kleine Krise vom Zaum brach.
Die Ökonomen von Barclays haben zum Thema eine Grafik verfasst – laut ihren Ergebnissen besteht sogar ein Zusammenhang zwischen der Stärke der Krise und dem Anstieg der Höhe des Wolkenkratzers.