Der Chefstratege der Bank Vontobel, Christophe Bernard, gibt François Hollande Top-Noten. Dennoch: Vom Nachbarland gehen Gefahren für die Eurozone aus.
Es klingt etwas paradox, was Christophe Bernard im Interview mit der Zeitung «Die Welt» sagt. François Hollande mache als Frankreichs Präsident einen ganz hervorragenden Job, befindet der Chefstratege des Bankhauses Vontobel (der im übrigen auch französischer Staatsbürger ist).
Und das, wo doch die Bank vor der Präsidentenwahl im Mai alle französischen Staatsanleihen verkauft hatte. «Ich muss heute sagen: Wir lagen falsch. So schmerzhaft es ist, dies zugeben zu müssen, aber Hollande verdient in dieser Hinsicht eine super Note», so Bernard. Trotzdem bleibt er dabei: «Mittelfristig ist klar: Europa wird nicht an Italien oder Spanien scheitern, sondern wenn überhaupt, dann an Frankreich.
Eliten sind schuld
Der Grund für diese Annahme sei die Mentalität der französischen Eliten. Diese würden immer davon ausgehen, dass der Staat alles für sie richtet. Zeigen würde sich das in den Staatsausgaben, die 56 Prozent des Bruttoinlandprodukts betragen. In Deutschland sind es 47 Prozent, in der Schweiz 34 Prozent.
Von französischen Staatsanleihen lasse Vontobel daher weiter die Finger, so Bernard. «Bei italienischen Anleihen und solchen aus Schwellenländern bekomme ich mehr für das Risiko, das ich eingehe. Daneben werden Anleihen grosser europäischer Banken weiter gut laufen.»