Lausanne ist eine Reise wert. Die Waadtländer Stadt bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Restaurants. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller stellt vier Lokale vor, die auch in Sachen Wein keine Wünsche offen lassen.
Vorzüglich essen – das ist in Lausanne kein Problem. Die Stadt am Genfersee kann mit Restaurants aufwarten, die für jeden Geschmack etwas bereit halten. Hochdekorierte Gourmet-Tempel in Luxushotels buhlen ebenso um einheimische und auswärtige Gäste wie gemütliche Bistros.
Der Wein spielt, wen wundert’s, eine wichtige Rolle, liegen doch die beiden Waadtländer Anbaugebiete Lavaux und La Côte in unmittelbarer Nähe. Beide wären ohne die weisse Rebsorte Chasselas undenkbar. Der Wein ist quasi die Visitenkarte des Kantons, ein Kulturerbe, das magische Elixier der Region. Daneben wird indessen eine Vielzahl anderer Varietäten gehegt und gepflegt.
Wo sind die önologischen Geheimtipps zu finden? Wir haben vier Restaurants besucht, die mit einer originellen Weinkarte aufwarten und die den einheimischen Gewächsen die nötige Aufmerksamkeit angedeihen lassen.
1. Restaurant Jacques, Lausanne
Das schlichte Lokal im Stadtzentrum mit kleiner Terrasse, nur zehn Minuten vom Bahnhof entfernt, ist ein kulinarischer Geheimtipp und bietet eine übersichtliche Weinkarte, deren Positionen regelmässig ändern. Waadtländer Gewächse sind gut vertreten. Der Schwerpunkt liegt indessen bei Frankreich (Bordeaux, Burgund).
Die Preise sind fair kalkuliert, sieht man von den Prestige-Weinen ab. Wer eine einheimische Flasche bestellt, fährt bei den Weissen mit dem Calamin Grand Cru Cuvée Vincent 2022 von Blaise Duboux gut (62 Franken), bei den Roten mit der Cuvée Louis (Syrah, Merlot) 2020 von Louis Bovard (74 Franken).
Ich habe den glasweise angebotenen Villette de Chenalettes 2021 von Bernard Gorjat versucht, ein Chasselas mit dezenter Aromatik, leicht, mineralisch angehaucht und mit guter Länge (8 Franken je Deziliter).
2. Brasserie de Montbenon, Lausanne
Das Restaurant liegt hoch über Lausanne, besitzt eine grössere Terrasse mit fantastischem Ausblick auf den Genfersee und serviert traditionelle Gerichte in guter bis sehr guter Qualität. Dazu kommt eine abwechslungsreiche Weinkarte.
Über 20 Tropfen werden glasweise angeboten, beispielsweise der aromatisch vielschichtige, komplexe und kräftige Merlot 2020 von Château Rochefort aus der La Côte (9.50 Franken). Das Gut gehört der Stadt Lausanne. Generell ist das Waadtland mit hervorragenden Produzenten vertreten. Luc Massy und die Domaine Mermetus aus dem Lavaux sind ebenso vertreten wie die Domaine La Colombe von Raymond und seiner Tochter Laura Paccot sowie die Domaine Henri Cruchon aus der La Côte.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Rubrik «Vieux Chasselas». So wird etwa der hervorragende Chasselas Petit Clos 2013 der Domaine La Colombe für den fairen Preis von 120 Franken angeboten. Wer dem Waadtland entsagt, was ein Fehler wäre, sucht etwas Passendes aus Frankreich.
3. Cafe du Grütli, Lausanne
Die traditionelle Gaststätte mit sympathischen Gastgebern (Bild oben) liegt in der Lausanner Altstadt. Die Touristen essen zwar im Sommer gerne Fondue, aber eine bessere Wahl sind die Filets de Perches meunière du Lac Léman, also Eglifilets aus dem Genfersee. Dazu passt ein Chasselas geradezu vorzüglich. Wir entschieden uns für den Dézaley-Marsens 2021 von Frères Dubois, einen typischen Weisswein der Region: leichte Reifetöne in der Nase, trocken, mittelschwer, frisch, elegant, mit guter Länge und trinkbereit (63 Franken). Die Weinkarte ist relativ gut dotiert.
Die Waadt kommt mit immerhin knapp 50 Positionen zu Ruhm und Ehren. Bei den Roten lohnt es sich, die einheimische Spezialität Plant de Robert zu versuchen: Der Chant de Terre 2021 kommt vom Spitzenweingut Domaine Mermetus; 61 Franken für die Flasche ist ein Preis, bei dem man nicht lange überlegen muss.
4. Pinte Besson, Lausanne
Das 1781 gegründete Bistro ist das älteste Restaurant in Lausanne. Es liegt ebenfalls in der Altstadt. Der Aufstieg in die obere Etage führt über eine halsbrecherisch steile Treppe. Der Gast wird mit einer gemütlichen Gaststube belohnt. Die kleine Weinkarte umfasst rund 50 verschiedene Weiss- und Rotweine, namentlich aus der Schweiz und einigen wenigen Positionen aus Frankreich.
Ich wähle wie immer regional. Bei den Weissen tut es mir der Chardonnay 2021 des bewährten Guts Frères Dutruy aus der La Côte für bescheidene 46 Franken an. Das ist einmal eine genussvolle Abwechslung zu einem Chasselas. In Sachen Rot fällt die Wahl auf den gereiften La Colombe Rouge 2017 der Domaine La Colombe aus Féchy, eine entdeckungswerte Cuvée aus Merlot, Gamaret und Syrah (73 Franken).