Obwohl Robert Jeanbart allein in die Pedale tritt, ist das Radfahren für ihn ein Teamsport: Zusammen mit Arbeitskollegen hat er mehrmals die 1'000 Kilometer lange Tortour bestritten. Die Erfahrungen nützen ihm im Beruf, schreibt das SIX-Geschäftsleitungsmitglied auf finews.life.
Meine berufliche Leidenschaft ist die Welt der Finanzdaten. Ich leite bei SIX seit 2014 als Konzernleitungsmitglied das Datengeschäft.
Meine private Leidenschaft ist das Velo. Einen besseren Ausgleich zur abstrakten Finanzwelt könnte ich mir nicht vorstellen. Kopfarbeit, Leadership und Kommunikation machen einen grossen Teil meiner beruflichen Tätigkeit aus. Das Fahrrad zieht mich raus aus dem Büro an die frische Luft, in die Natur. Mittlerweile fahre ich schon fast semi-professionell, was viel Disziplin erfordert.
Psychisch und physisch alles geben
Mit meiner Begeisterung für den Radsport bin ich bei SIX nicht allein. So kam es, dass wir uns als Gruppe von Arbeitskollegen und -kolleginnen entschlossen, an der Tortour teilzunehmen, dem grössten mehrtägigen Nonstop-Ultracycling-Event der Welt.
Das 1000-Kilometer-Radrennen über mehrere Alpenpässe um die gesamte Schweiz wurde 2009 erstmals ausgetragen, seit unserem Debut 2017 waren auch wir bereits drei Mal dabei. Jedes der sechs Mitglieder des Teams von SIX hatte rund 300 Kilometer und mehr als 2000 Höhenmeter zu bewältigen. Dies verlangte uns physisch und psychisch alles ab.
Die Starken helfen den Schwachen
Diese Leistung veranschaulicht, weshalb mir Teamsport so gut gefällt. Einerseits macht die Aktivität in der Gemeinschaft natürlich Spass. Andererseits geht es auch um Leadership. Teamsport erfordert nicht nur gutes Equipment, körperliche Vorbereitung und geistige Stärke. Ein Team muss zusammenarbeiten. Die Stärkeren helfen den Schwächeren, um gemeinsam ein gutes Gesamtresultat zu erzielen.
Robert Jeanbart, Chef Financial Information bei der SIX
Ich habe immer versucht, dies auch in meinem Leadership im Arbeitsalltag zu leben und zu vermitteln. Ein gutes Beispiel dafür ereignete sich an der Tortour vor zwei Jahren. Eines Abends zog ein heftiges Gewitter über das Berner Oberland. Nur zwei Radfahrer setzten das Rennen fort, während alle anderen in Schutzräumen oder Autos verharrten. Es stellte sich heraus, dass diese beiden Sportler CEOs sind. Sie gingen aus meiner Sicht im Sinne von Leadership gemeinsam mit gutem Beispiel voran, auch wenn die äusseren Witterungen gegen ein Fortkommen sprachen.
Offene Kommunikation
Wie aber gelingt es, gutes Leadership in das Unternehmen zu tragen, sodass sich alle gegenseitig unterstützen, damit alle gemeinsam das Ziel erreichen? Ich sehe hier vier wichtige Aspekte: Der erste Schritt ist für mich, dass man einen gemeinsamen Fokus oder ein gemeinsames Ziel festlegt – zum Beispiel die erfolgreiche Bewältigung der Tortour im Team.
Der zweite wichtige Aspekt für mich ist die Transparenz. In unserem Sportteam teilen wir unsere Meinungen offen – unabhängig von Funktionsstufe oder Verantwortungsbereich. Wir legen Wert auf Meinungsvielfalt, legen die Trainingsprioritäten jeweils gemeinsam fest und treffen Entscheidungen auch zusammen.
Respekt und Vertrauen
Ein dritter wichtiger Punkt ist, dass jeder Einzelne von uns ganzheitlich Verantwortung für die Teamleistung übernimmt und auch Verantwortung übertragen kann. So hat jedes Teammitglied seinen Freiraum, eigene Trainingsmethoden auszuprobieren und die Teamleistung auf seine eigene Art zu fördern.
Da wir bei diesem Rennen völlig voneinander abhängig sind, haben wir schliesslich auch Vertrauen zueinander und Respekt vor Anliegen des Gegenübers. Dieses Vertrauen fördern wir fortlaufend, indem wir einen offenen Umgang pflegen und uns im Training gegenseitig unterstützen.
Teams werden immer wichtiger
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass diese Merkmale auch auf das berufliche Leben übertragbar sind, um ein gutes Arbeitsklima und die Teamarbeit in einem Unternehmen zu fördern. In Zeiten, in welchen die technologische Entwicklung immer schneller voranschreitet, spielen Menschen und Teams, die gut zusammenarbeiten, eine immer entscheidendere Rolle.
Natürlich hat mich die Tortour auch persönlich weitergebracht. Durch das monatelange Training lernten wir uns in einem ganz anderen Umfeld kennen und schätzen. Wir trafen uns morgens um 5 Uhr oder abends nach getaner Arbeit, um das für eine solche Herausforderung erforderliche geistige und körperliche Niveau zu erreichen – bei Kälte, Regen, Wind, Hitze oder in der Dunkelheit. Das Training hat sich gelohnt und wir fuhren am 18. August nach 1‘037 Kilometern und 14‘960 Höhenmetern in weniger als 40 Stunden zum dritten Mal über die Ziellinie der Tortour.