Allzu oft gleichen die gutbezahlten Finanzstellen einem goldenen Käfig. Dabei wird es immer wichtiger, Angestellten eine Perspektive zu bieten.
Marc Jenni hatte nach zwanzig Jahren Karriere plötzlich «Lust, aus dem Fenster zu springen». Die Arbeit bei der Schweizer Grossbank UBS langweilte ihn. Und der zunehmende Verlust einer sonst schon eher kleinen Handlungsfähigkeit machte ihm immer mehr zu schaffen, wie der Ex-Banker kürzlich zu finews.ch sagte. Für Jenni gab es da nur noch eines: Er kehrte dem Banking den Rücken.
Was Jenni hinter sich liess, dürfte aus der Sicht von Personalentwicklern nurmehr ein «Job» gewesen sein. Gemeint ist dabei eine Anstellung ohne weitere Perspektive, eine Beschäftigung, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Dies im Gegensatz zur Karriere, bei der eine Entwicklung in Sicht ist – was für viele Arbeitnehmende den Unterschied zwischen Beruf und Berufung ausmacht.
Gesucht: Sinnhaftigkeit
Aus Sicht der Arbeitgeber wiederum bedeutet dies eine stete Gratwanderung, wie das amerikanische Magazin «Fortune» berichtete. Einerseits ist da der Fokus auf die Karriere: Wer die besten Talente anlocken will, der muss diesen nicht nur gute Bezahlung, sondern auch Aufstiegschancen bieten.
Gerade jüngeren Generationen wie den so genannten Millennials wird nachgesagt, dass sie im Beruf nach der Sinnhaftigkeit suchen. Dabei spielen die Entwicklungsmöglichkeiten eine bedeutende Rolle. So entspricht es bei Schweizer Geldhäusern dem Trend, dass junge Lehrabgänger gleich weitere Ausbildungen anhängen, anstatt erstmal «auf der Bank» zu jobben.
Verhängnisvoller Fehler
Doch die Vorzeichen können sich unversehens verändern. Laut Studien ist eine Karriere gleich nach der Familie das wichtigste Element für Berufstätige, um seinem Leben Sinnhaftigkeit zu verleihen. Doch zuweilen kann die Familie – oder ein neue Lebenssitaution – die Karriere als nicht mehr so wichtig erscheinen lassen.
Das muss laut den von «Fortune» befragten HR-Experten nicht Schlechtes sein. Es gebe kaum etwas nobleres als jemanden, der zu normalen Bürozeiten sein Bestes gebe – nach Büroschluss aber keinen Gedanken mehr an die Arbeit verschwende. Solche Arbeitnehmer als blosse «Jobber» zu betrachten, wäre deshalb ein verhängnisvoller Fehler.
Bildung, Bildung, Bildung
Entsprechend müssen die Vorgesetzten nicht nur ein Gespür für die Fähigkeiten der Angestellten entwickeln, sondern auch für deren gegenwärtige Befindlichkeit.
Das ist wohl leichter gesagt als getan. Fast immer richtig liegen Arbeitgeber aber, wenn sie Wert auf Weiterbildung legen: Wer einem Angestellten das Rüstzeug gibt, dass beste aus seinem Beruf herauszuholen, darf ziemlich sicher sein, dass dieser die Arbeit als mehr denn als blossen Job empfindet.