Die hohen Löhne lasten schwer auf den Erträgen der Banken – die Bankerboni müssten runter. Doch der Berater und Ex-Banker Axel May glaubt nicht daran, wie er gegenüber finews.ch erklärt. 


Herr May, am HCM-Bankenforum vom 20. September sprechen Sie vor Bankkadern über die Auswirkung der Digitalisierung auf den Lohn. Was alle Zuhörer sicher am brennendsten interessiert: Sinken die Gehälter?

Wir versuchen, die Trends bis 2025 abzuschätzen. Insgesamt spricht vieles dafür, dass insbesondere die Boni im Banking bis dahin steigen werden.

Dann kann Ihr Publikum ja beschwingt nach Hause gehen. Doch was gut für die Banker ist, muss nicht zwingend gut für die Banken sein, oder? Schon heute bilden dort die Personalausgaben den grössten Kostenblock.

Der Anstieg der Lohnkosten wird die Banken zweifellos vor eine riesige Herausforderung stellen. Denn gleichzeitig müssen sie bis 2025 massiv in die digitale Transformation und in neue Dienstleistungen investieren. Dies in der Hoffnung, die Ausgaben durch hochwertigen Service wieder einzuspielen.

Dabei liegt es eigentlich auf der Hand, dass die Löhne im Banking sinken müssen. Die Kapitalrendite der Institute gleicht heute mehr jener im Versorgungssektor. Warum steigen die Vergütungen trotzdem?

2025 kommt es zu einer Konvergenz von drei Megatrends. Zum einen ist da die Demografie: Die Anzahl der Erwerbstätigen geht zurück, erstmals wird dann ein Drittel der Angestellten der Generation der nach 1980 Geborenen angehören.

«Demografie wie Spezialisierung sprechen für einen verschärften Fachkräftemangel»

Jene Millennials werden dann auch im mittleren Kader angelangt sein. Das verlangt einen Umbruch in der Firmen- und Führungskultur. Dies auch wegen des zweiten Trends...

...der wäre?

Die digitale Transformation. Repetitive Arbeiten werden bei Finanzfirmen zunehmend von Maschinen übernommen. Neue, hoch spezialisierte Berufsbilder werden gefragt sein, etwa in der Big-Data-Analyse, dem Einsatz von künstlicher Intelligenz oder in der digital unterstützten Beratung. Für diese Berufe bringen die Millennials am ehesten die nötigen Fähigkeiten mit. Demografie wie Spezialisierung sprechen deshalb für einen verschärften Fachkräftemangel.

Und der dritte Trend?

Diesen erkenne ich in der Verschiebung der Wertekultur. Die Millennials messen den sozialen Auswirkungen ihres Tuns viel grössere Bedeutung zu, sie verlangen nach sinnhafter Arbeit. Anderseits ordnen sie dem Job auch nicht alles unter – sie sind durchaus bereit, hart zu arbeiten, legen aber auch viel Wert auf ihre Freizeit.

Aber so viel verdienen wie ihre Vorgängergenerationen, das wollen die Jungen schon?

Wenn es sich um hoch ausgebildete Spezialisten handelt, dann ist das sicher eine Forderung. Anders als wir es etwa aus dem Investmentbanking kennen, geht es dieser Generation aber nicht darum, das Maximum für sich selber herauszuholen und die Arbeitsweise auf dieses Ziel hin auszurichten. Das ist heute nicht mehr opportun.

Sondern?