Geplant als die luxuriöseste Party aller Zeiten, entpuppte sich das Fyre Festival als Betrug. Zu den Geldgebern gehörte die Frau eines Ex-Topmanagers der Credit Suisse. Die Betrogenen stellen Forderungen.
Als im April 2017 die ersten Bilder aus den Bahamas von gestrandeten «rich kids» über Social Media und Nachrichtenkanäle an die Öffentlichkeit drangen, war das Fyre Festival endgültig in aller Munde. Bloss nicht so, wie es sich die Organisatoren um Billy McFarland vorgestellt hatten.
Dieser musste die zuvor monatelang über Social Media intensiv vermarktete Mega-Party kurzerhand absagen, nachdem klar wurde, dass die zu Tausenden auf die Bahamas geflogenen Besucher weder die angepriesenen klimatisierten Beach Villas noch die Fünf-Sterne-Champagner-Verköstigung erhalten würden. Auch die versprochenen Musikstars würden nicht auftreten und die Party würde ohne Supermodels stattfinden.
Das Timing stimmt, der Betrüger sitzt im Gefängnis
Während der Skandal um die geplatzte Jahrhundert-Party für reiche Millennials in der angelsächsischen Presse wie ein Lauffeuer die Runde machte, sind hiesige Medien erst jetzt darauf aufmerksam geworden. Netflix schaltete diese Woche die Dokumentation «Fyre: The Greatest Party That Never Happened» auf, in den USA brachte der in der Schweiz nicht erhältliche Streaming-Dienst Hulu parallel dazu «Fryre Fraud».
Das Timing der Ausstrahlung stimmt: McFarland ist diesen Januar für sechs Jahre ins Gefängnis gewandert.
Schlüsselrolle: Carola «the money» Jain
Der Netflix-Film zeigt eine Chronik der desaströsen Planung des Fyre Festivals und einen jungenhaften McFarland, der die Festival-Besucher, die teils Ticketpreise von über 10'000 Dollar bezahlt hatten, mit falschen Versprechungen auf die Bahamas lockte und schliesslich ganz in die Kriminalität abrutschte.
Eine Schlüsselrolle im Fyre-Betrug spielte dabei die New Yorkerin Carola Jain (Bild). Die blonde Frau bleibt im Netflix-Film sehr diskret im Hintergrund, auf sie wird bloss als «the money» verwiesen.
Dabei handelt es sich um die Ehefrau von Robert «Bob» Jain (Bild unten), dem ehemaligen Chef Asset Management der Credit Suisse (CS)n. Der heute 49-jährige Jain hatte die CS im Jahr 2016 verlassen, nachdem ihm bei der grossen Neuorganisation von Wealth- und Asset Management bei der Grossbank Iqbal Khan vor die Nase gesetzt wurde.
Partys feiern und die Welt verbessern
Unter Jain hatte die CS ihre Hedgefonds-Strategie im Asset Management vorangetrieben. Dabei war der New Yorker eigentlich ein Investmentbanker und enger Weggefährte von Brady Dougan gewesen, der im Eigenhandel und Aktiengeschäft der CS tätig war. 2016 wechselte er zu Izzy Englander und dessen Hedgefonds Millennium Management als Co-Chief Investment Officer.
Das Ehepaar Jain gehört in New York zur High-Society, richtet selber Partys aus und unterhält seit 2014 das «Jain Family Institute», eine Stiftung, welche dem «Fortschritt der Welt» dienen soll, wie es auf der Website heisst.
Wenig passend zum Weltverbesserer-Anspruch passt da das finanzielle Engagement von Carola Jain in Mcfarlands Firma Fyre Media und das Festival, das als Anlass des Luxus und der Dekadenz vermarktet worden war. Laut der Zeitschrift «Vanity Fair», soll sie dafür geschätzte 4 Millionen Dollar aufgeworfen haben.
McFarland sitzt zwar im Gefängnis, doch die finanziellen Aspekte des ganzen Skandals sind noch lange nicht geklärt. So fordern die Investoren, unter ihnen soll auch Carola Jain sein, ihre Millionen zurück.
Sammelklage von 100 Millionen Dollar
Eine Sammelklage von über 100 Millionen Dollar richtet sich allerdings auch gegen eine Reihe von Investoren. Eine Ticketing-Firma in Chicago fordert ebenfalls Millionen – und nennt laut «Variety» auch Carola Jain als Beklagte.
Da McFarland pleite und im Gefängnis ist, scheinen die Kläger sich auf andere Geldquellen zu konzentrieren, so «Variety». Carola Jain, deren Ehemann Bob einen 35-Milliarden-Hedgefonds führt, scheine dafür genau die Richtige zu sein. Die Jains haben sich bislang zu der ganzen Affäre nicht geäussert.