Der Hedgefonds des US-Starinvestors notiert tiefrot in der Verlustzone. Nun schlägt der Börsenguru zwei provokante Lösungen vor, mit denen sich der Abschlag reduzieren liesse.
Das laufende Börsenjahr geht wohl als ausgesprochen schlechter Jahrgang in die Geschichte ein. Wo immer der Blick hinfällt, tiefrote Performancezahlen prägen das Gesamtbild. Und so mancher Börsenaugur prophezeit gar, das Schlimmste stehe den Märkten erst noch bevor. Da die Notenbanken ihre Zinszügel weiter kräftig anziehen, geistert an den Märkten das Schreckgespenst einer Weltrezession umher. Dem ohnehin stark angeschlagenen Investorenvertrauen versetzt diese Aussicht einen weiteren Dämpfer.
Vor herben Einbussen bleiben im sehr herausfordernden Börsenumfeld auch Starinvestoren nicht verschont. So hat etwa der Hedgefonds Pershing Square Holdings (PSH) von US-Börsenguru Bill Ackman in den ersten neun Monaten rund 20 Prozent an Wert verloren. Immerhin stellt der Perfomance-Ausweis fürs Dreivierteljahr eine Verbesserung gegenüber Ende Juni dar, als das Anlagevehikel noch gut 26 Prozent im Minus gelegen hatte.
Sinneswandel nach Zinsanstieg
Gemildert wurden die Verluste des Fonds durch eine Zinsabsicherung, die Ackman im vergangenen Jahr in der Überzeugung abgeschlossen hatte, dass die Zinssätze steigen würden. Im letzten Herbst forderte der illustre Hedgefonds-Manager die US-Notenbank auf, die Zinsen aggressiv anzuheben, um den sich abzeichnenden Inflationstendenzen entgegenzuwirken.
Jetzt, da die Fed die Zinsen dreimal in Serie um 75 Basispunkte angehoben hat – mit der Andeutung, dass sie weiter auf dem Pfad der Zinserhöhungen bleiben wird –, scheint Ackman von der Zinsmedizin, die US-Notenbankchef Jay Powell der amerikanischen Wirtschaft verabreicht, nicht mehr so überzeugt zu sein wie auch schon. Zwar bleibt die Teuerung in den USA hartnäckig hoch, aber Aktien und Anleihen gerieten zuletzt doch arg ins Trudeln. September war einer der schlechtesten Börsenmonate seit Jahren.
Mehr Russen braucht das Land
Inzwischen bezeichnet Ackman die Anhebung der Zinssätze denn auch als «sehr stumpfes Instrument» und schlägt eine andere Waffe zur Inflationsbekämpfung vor, wie das Online-Portal «Institutional Investor» berichtet. Seine Lösung: Lockerung der Einwanderungsbestimmungen, um mehr Arbeitskräfte in die USA zu bringen. «Ist es nicht sinnvoller, die Lohninflation durch eine verstärkte Einwanderung zu dämpfen, als die Zinssätze zu erhöhen, die Nachfrage zu zerstören, Menschen arbeitslos zu machen und eine Rezession zu verursachen?», twitterte er letzten Monat.
Konkret schlug Ackman vor, Russen anzuvisieren, die Putins Herrschaft entkommen wollen. «Und wenn wir die Einwanderungspolitik gezielt einsetzen können, um wichtige politische Ziele zu erreichen, wie die Abwanderung russischer Talente in die USA, warum sollten wir das nicht tun?», fragte er auf Twitter seine Follower.
Womöglich will Ackman mit diesem Vorschlag auch ein Stückweit von ureigenen Problemen ablenken. Denn sein Hedgefonds wird derzeit mit einem massiven Abschlag zum Nettoinventarwert gehandelt – etwa 35 Prozent. Der Staranleger versucht schon seit Jahren, diesen Abschlag auf den Aktienkurs zu verringern. Bislang hat er das Problem aber nicht in den Griff bekommen. Wie er kürzlich in einem Brief an die Aktionäre schrieb, hat sich der Discount im Laufe der Zeit sogar noch vergrössert.
Neue Vision
Ackman merkte an, dass ein Problem für Pershing Square Holdings darin bestehe, dass die US-Vorschriften für Hedgefonds den Handel seines Vehikels an einer US-Börse verbieten. PSH wird in den USA ausserbörslich gehandelt. Dies habe die Attraktivität des Unternehmens für US-Investoren eingeschränkt.
Der umtriebige Anlageprofi schlug umgehend eine provokante Lösung vor: «Man kann sich eine Welt ausmalen, in der PSH im Laufe der Zeit zum kontrollierenden Eigentümer eines oder mehrerer Unternehmen wird, die den Grossteil unseres Vermögens und Einkommens ausmachen», schrieb er. So kann sich der Hedgefonds-Manager auch vorstellen, dass PSH in Zukunft nicht als Investmentgesellschaft in den USA tätig sein könnte, sondern eher als operative Gesellschaft, die an der US-Börse kotiert werden könnte.