In der alljährlichen Serie von finews.ch berichten ausgewählte Fondsmanager aus ihrer Heimatstadt im Sommer. Diesmal geht die Reise nach Chennai.

Von Murali Yerram, Portfolio Manager, Franklin Templeton

Chennai ist die Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu. Die Stadt liegt an der Ostküste Indiens und ist ein bedeutendes Zentrum für Musik, Kunst und Kultur. Im Juli hat es tagsüber meist 35 Grad mit einem tropischen Klima, so dass nachts das Thermometer nicht unter 26 Grad fällt. Dafür hat es tolle Strände, wie den Marina Beach direkt in Chennai.

Mit 13 Kilometern ist er einer der längsten der Welt und bis zu 400 Meter breit. Vor allem abends und am Wochenende flanieren viele Einwohnern Chennais am Strand entlang. Mit 12 Millionen Einwohnern ist Chennai die fünftgrösste Stadt Indiens.

Neben Kunst und Kultur floriert auch die Technologiebranche in Chennai. Die Stadt verfügt über einen der grössten IT-Parks Asiens. IT spielt eine wichtige Rolle. NVIDIA und Micron errichten in Indien technische Kompetenzzentren, in denen bis zu 10'000 Mitarbeitende beschäftigt werden sollen. Diese Investitionen von Branchenführern sind bedeutsam, da sie die hochqualifizierte Beschäftigungsbasis über Indiens traditionelle Stärke in globalen Kompetenzzentren und in der Beratung für Technologielösungen hinaus erweitern.

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Murali Yerram, Franklin Templeton (Bild: LI)

Das Unternehmen Flipkart, das durch eine neue Investition von Google mit 36 Milliarden Dollar bewertet wird, führt den E-Commerce-Markt in Indien an und bedient dabei Hunderte von Millionen Verbrauchern in kleineren Städten und Gemeinden. Das Unternehmen hat bereits etwa 48 Prozent des indischen E-Commerce-Marktes unter Kontrolle.

Mit einer registrierten Nutzerbasis von über 500 Millionen bietet der Marktplatz von Flipkart über 150 Millionen Produkte in mehr als 80 Kategorien an. Heute sind über 1,4 Millionen Verkäufer, einschliesslich der Shopsy-Verkäufer, auf der Plattform aktiv.

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(Bild: Varan NM, Pexcels)

Indien profitiert von einem positiven Wachstum, das nicht mit dem globalen Wachstum korreliert, das sich verlangsamt. Dieser Aspekt macht die indischen Märkte für Investoren besonders attraktiv. Der Umfang der Importe von Öl und fossilen Brennstoffen nimmt ab, während die aus Indien exportierten IT-Dienstleistungen und die ausländischen Direktinvestitionen zunehmen.

Die Inflation ist in den vergangenen zehn Jahren stabil bei 4 bis 5 Prozent geblieben. Und die Regierung baut das Haushaltsdefizit ab, das 2026 wieder auf dem Niveau von vor der Covid-Pandemie liegen dürfte. Es wäre eines der ersten Länder der Welt, das dies erreicht. Darüber hinaus hat die umfassende Reform des Steuersystems (GST), die 2019 eingeführt wurde, eine deutliche Steigerung des Steueraufkommens ermöglicht.

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Chennai International Airport (Bild: PX Here)

In Indien gibt es etwa 5.000 börsennotierte Unternehmen, die ein sehr grosses und diversifiziertes Anlageuniversum bilden. Die staatliche Beteiligung ist auf Banken, die Schwerindustrie und kohlenstoffintensive Sektoren wie Bergbau, Energie und Öl beschränkt. Ausserhalb dieser Sektoren befinden sich Konsumgüter- und Dienstleistungsunternehmen in privater Hand, ebenso wie Finanzdienstleistungsunternehmen (mit Ausnahme einiger weniger staatlicher Versicherungsunternehmen).

Vor allem in Indien gibt es einen sehr starken Konsumtrend, der durch das Bevölkerungswachstum und die sehr junge Bevölkerung des Landes unterstützt wird. Mit mehr als 1,4 Milliarden Menschen übertraf die indische Bevölkerung im vergangenen Jahr die von China. Parallel dazu wachsen die Einkommen mit zweistelligen Raten. Indien könnte bis 2030 zusätzliche Konsumausgaben in Höhe von etwa 6 Billionen Dollar haben. Dies wird eine grosse Chance für den Konsum von langlebigen und diskretionären Gütern sein.

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Tempel in Tamil Nadu (Bild: PX Here)

Aus diesem Grund haben wir eine grosse Anzahl von Unternehmen aus dem Bereich der zyklischen Konsumgüter in unserem Portfolio, sowohl in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie als auch in der Modebranche. Wir investieren auch in Unternehmen des Gesundheitswesens, der pharmazeutischen Qualitätsindustrie, der privaten Krankenhäuser und der Krankenversicherungen. Die Marktdurchdringung dieser neuen Dienstleistungen ist noch sehr gering. Daher ist das Wachstumspotenzial für Unternehmen in diesen Sektoren gross.