Zürich, Davos, Zermatt… eine Firma malt die Schweiz neu
Generationenwechsel mit Migros-Vergangenheit
Dass der Umbau auch personell voranschreitet, zeigt sich mit der neuen Führung um Zumbrunnen und Keusch: «Das Unternehmen ist gross geworden – und ich konnte es nicht mehr allein führen», sagt Hubert. Der Schritt sei vorbereitet gewesen, ein Übergabeprozess. Zumbrunnen beschreibt die neue Rolle mit Wertschätzung: «Unsere Gründer, Antoine und Michel haben nicht nur eine Vision, sie haben auch die Entschlossenheit, diese zu verwirklichen. Diese unternehmerische Ambition hat mich sehr angesprochen.»
Aus seiner Migros-Zeit, erzählt Zumbrunnen, sei er bereits mit dem Gesundheitswesen vertraut gewesen. Alle massgeblichen Akteure, darunter die Migros, träfen sich regelmässig. Und so war er auch bereits mit Antoine Hubert bekannt, als er beim Grossverteiler ausstieg. Über seinen Wechsel zu Aevis Victoria sei man rasch einig geworden.
Integrierte Gesundheitsregionen
Mit dem Konzept integrierter Gesundheitsregionen rund um seine Privatkliniken setzt Aevis Victoria einen starken Fokus auf integrierte Versorgung, auf eine ganzheitliche Sicht des Gesundheitswesens unter Einbezug der Prävention.
Dabei verfolgt das Unternehmen ein Full-Capitation-Modell – Anbieter erhalten eine Pauschale und übernehmen das Gesundheitsrisiko. «Wir übernehmen Gesamtverantwortung – das ist wirklich einzigartig.» Zwei Versorgungsräume sind bereits operabel, im Jurabogen und im Tessin. «Besonders freut es uns, dass unsere Mitglieder im Jurabogen letztes Jahr schweizweit als einzige keine Prämienerhöhungen hinnehmen mussten.» Ein dritter Versorgungsraum wird derzeit im Raum Zofingen aufgebaut, unter Beteiligung des Kantonsspitals Aargau.
Internationale Ausstrahlung: «L'oscar» in London. (Bild: Claire Menary, zVg)
Luxus mit Substanz: Von Zermatt bis London
Doch auch in der Hotellerie wächst Aevis nicht einfach, sondern mit Plan. Davos war 2024 ein Highlight, sagt Zumbrunnen: «Das Alpengold Hotel hat eine hervorragende Performance gezeigt – noch besser, als wir es erhofft hatten.» In Interlaken stieg der Umsatz im Victoria-Jungfrau Grand Hotel über die Marke von 50 Millionen Franken, der EBITDA wuchs um 27 Prozent.
Das Ziel dahinter ist klar: La Réserve als globale Premium-Marke mit Häusern in Genf, Paris, Zürich und Ramatuelle. Ferner gehören zu Michel Reybier Hospitality zehn weitere Hotels, etwa das Victoria-Jungfrau in Interlaken, das Alpengold in Davos, das Bellevue Palace in Bern und das Oscar in London. «Das ist die konsequente Umsetzung einer Idee, die Michel Reybier seit 25 Jahren verfolgt», sagt Antoine Hubert. Eine weitere Expansion sei denkbar, aber nicht zwingend. Zurzeit sei man eher damit beschäftigt, das bestehende Portfolio zu stärken.
Auch verlegerisch aktiv
Zum Schluss ersuchen wir Hubert um einen Seitenblick – auf ein anderes seiner Projekte, das mit Aevis nichts zu tun hat: «L’Agefi war für mich immer das einzige Medium in der Romandie, das wirtschaftlich unabhängig ist – nicht Teil einer grossen Verlagsgruppe – und echte Wirtschaftsjournalisten beschäftigt.»
Zu denken gibt Hubert der «Röstigraben» zwischen zwischen Deutsch- und Westschweiz, auch wirtschaftlich betrachtet. Dieser habe sich eher vertieft als geschlossen, sagt er. «Er droht zu einem Marianengraben zu werden.» An Aevis Victoria liegt das freilich nicht: Das Unternehmen ist mit seinen erfolgreichen Deutschschweizer Beteiligungen ein lebendes Beispiel für pan-helvetischen Wirtschaftspatriotismus.
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