In seiner langen Berufskarriere als Hotelier musste Marcel Hinderer einmal sogar mit einem splitternackten Gast fertig werden. Das Publikum hat Tränen gelacht und am Schluss sogar applaudiert. Inzwischen bietet er im Hotel Villa Honegg die besten Voraussetzungen für ein perfektes Wochenende.
Herr Hinderer, warum sind Sie Hotelier geworden?
Ich bin vorbelastet: Meine Mutter ist Eigentümerin des Landgasthof Zum Engel bei Speyer in Rheinland-Pfalz. Als Kind habe ich dort schon geschnuppert; dann wuchs das Interesse. Nach dem Abitur machte ich eine Lehre als Hotelfachmann und lernte so alle Sparten eines Hotels kennen.
Dann absolvierte ich die englischsprachige Hotelfachschule Les Roches in Bluche im Wallis. Sie diente mir als Sprungbrett für bisher 25 Jahre Berufserfahrung, zuerst in der Schweiz, dann im Libanon, in Australien, Malaysia, China und zurück in die Schweiz.
Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Job gekommen?
Meine Frau ist Schweizerin; wir hatten immer die Sehnsucht, andere Länder zu bereisen, aber auch, in die Schweiz zurückzukehren. Als die Zwillingstöchter ins Schulalter kamen, war es so weit.
Ich liess mir viel Zeit bei der Suche nach einer neuen Stellung; die Villa Honegg erwies sich dann als Volltreffer. Da ich zuvor in wesentlich grösseren Hotels tätig war, ist die Boutique-Hotel-Erfahrung etwas neues und spannendes für mich.
Verraten Sie uns fünf Gründe, was Ihr Hotel aussergewöhnlich macht?
Unser Team bietet einen leidenschaftlichen Service; jeder Gast wird individuell betreut und als VIP behandelt. Unsere Küche auf Gault-Millau-Niveau basiert auf Regionalität und Natürlichkeit und kommt bei internationalen wie lokalen Gästen sehr gut an. Wir sind kein kühles, sondern ein «heimeliges» 5-Sterne-Superior-Boutique-Hotel.
Natürlich gehört unser Infinity-Pool (Bild oben) mit fantastischer Sicht über eine Traumkulisse dazu. Und dann fühlen sich alle bei uns wohl, Wanderer in Wanderschuhen ebenso wie Gäste, die im Helikopter einfliegen.
Was war das Verrückteste, was Sie in Ihrem Job erlebt haben?
Ich wurde einmal im Sydney Marriott als stellvertretender General Manager dringend in die Lobby gerufen. Dort hüpfte ein splitternackter Mensch herum, der vielleicht das eine oder andere Getränk zu viel intus hatte.
Das applaudierende Publikum lachte Tränen, und mir war es vorbehalten, den Mann zur Raison zu bringen. Am nächsten Tag, ausgenüchtert, war ihm alles sehr peinlich...
Was bietet Ihr Hotel für ein «perfektes Wochenende» zu zweit?
Paare machen einen grossen Anteil an unseren Gästen aus. Bei uns kann man hervorragend «wellnessen», kann sich im Spa massieren lassen, das ganze Jahr den Infinity-Pool nutzen, romantisch im Gourmetrestaurant essen, danach vielleicht einen Film im hauseigenen Kino anschauen oder ein Glas Champagner bei Mondschein auf der Terrasse trinken.
Auch die Region bietet tolle Möglichkeit: Stand-Up-Paddeling oder Schifffahren auf dem Vierwaldstättersee, Wandern, viele Bergbahnen.
Wie haben sich die Gästebedürfnisse verändert, seit Sie Hotelier geworden sind?
Die Bedürfnisse haben sich nicht unbedingt geändert, aber das Publikum im Fünfstern-Segment ist jünger geworden, und wenn wir früher vor allem auf Prospekte setzten, sind heute Webseiten, andere digitale Medien und das Urteil anderer Gäste von grösserer Bedeutung..
Wohin entwickelt sich die Gastronomie im Hotel?
Bei immer mehr Gästen steht das Erlebnis und die Erfahrung des Regionalen im Vordergrund. Auch hier ist die Erfüllung individueller Wünsche zentral.
Deshalb bauen wir zum Beispiel kein Frühstücks-Büffet auf, sondern Gäste bestellen à la carte. Und Frühstück gibt es bis 14 Uhr, um auch hier wieder ein besonderes Erlebnis zu kreieren.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeitenden?
Glückliche Mitarbeiter sorgen für glückliche Gäste. Meinen Mitarbeitern zolle ich den höchsten Respekt. Jeder ist wichtig im Team.
Und weil ich es selber von der Pike auf gelernt habe, weiss ich von allen – vom Geschirrspüler, vom Zimmermädchen, vom Koch – ganz genau, welche Aufgabe sie haben, aber auch was ich von ihnen erwarten kann und darf.
Was ist Ihr Geheimtipp in der näheren Umgebung?
Ein ganz simpler: Früh aufstehen und den Sonnenaufgang geniessen. Und ein exklusiver: ein Helikopterflug vom Hotel aus über die Alpen.
Was war der beste Ratschlag Ihrer Eltern?
Eine Ausbildung zu machen statt sofort zu studieren. Die erlernten Grundlagen und das Grundwissen sind von grösster Bedeutung. Ein jedes Haus braucht ein solides Fundament.
Was motiviert Sie jeden Tag aufs Neue, Ihren Job auszuüben?
Jeder Tag bietet neue und wertvolle Erlebnisse; ich schätze jeden Tag; jeder Tag gibt mir Gelegenheit zur Reflexion. Und ich lerne jeden Tag etwas Neues, was mir wiederum die Möglichkeiten zu stetigen Verbesserungen bietet. Der Tag im Leben, an dem ich ausgelernt hätte, wäre sehr traurig.
Marcel Hinderer leitet seit Sommer 2019 das 5-Sterne Superior-Hotel Villa Honegg auf dem Bürgenstock. Es wurde 1905 erbaut und 2011 nach einer Gesamterneuerung als «heimeliges» Luxushotel wiedereröffnet. Emil Durrer, der aus einer Obwaldner Hotelier-Familie stammte, baute das Hotel 1905 auf der Honegg am Bürgenstock, 500 Meter oberhalb des Vierwaldstättersees, ohne einen Architekten beizuziehen. Das Haus wurde zu seinem Schicksal: 1923 verunglückte er tödlich, als er eigenhändig die Hotelfassade renovierte. In den 1970er-Jahren scheiterten mehrere Pläne für eine neue Nutzung des veralteten Hotels. Es stand vier Jahrzehnte lang leer. Im Jahr 2016 wurde die Villa Honegg dank der brasilianischen Bloggerin Fabi Gama weltberühmt: Sie postete ein Video, das sie zeigt, wie sie in den Infinitiy-Pool des Hotels steigt. Der Clip wurde mehr als 120 Millionen Mal angeklickt.
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