Nicht nur Superreiche lieben Supercars. Eine der hochgezüchteten Raritäten aus den Werkstätten von Lamborghini, McLaren oder Bugatti zu besitzen, ist der Traum vieler Banker. Ein Unfall mit solch einem Gefährt hat aber weitreichende Folgen.

«Schäden, die eine Summe von 250'000 Dollar nicht übersteigen, melde ich nicht mal der Versicherung», sagt der Besitzer eines Supercars gegenüber «Bloomberg», der so reich ist, das er seinen Namen nicht nennen will. 

Eine Aussage, die Supercar-Aspiranten zum Nachdenken zwingen sollte. Erstens: Ein Supercar kostet ein Mehrfaches der 250'000 Dollar, die man einfach so mal wegstecken können muss, wenn man dem Gefährt beim Parkieren eine Beule verpasst.

Der Gang zum Garagisten? Nicht empfohlen

Zweitens: Die Versicherung eines Supercars übersteigt laut «Bloomberg» schnell 20'000 Dollar pro Jahr – so bleibt es ein teures Hobby. Drittens: Unfälle – und sie passieren mit Supercars recht häufig, wie der Website «wreckedexotics.com» zu entnehmen ist – ziehen einige Folgen nach sich.

Diese sind nicht nur angenehm: Die Versicherungsprämie steigt und der Wiederverkaufswert sinkt drastisch. Und für die Reparatur kann man nicht zum Garagisten nebenan gehen. Denn Supercars sind so einzigartig komplexe Konstruktionen, dass der Hersteller bei einer Fremdreparatur in der Folge jede Garantie ablehnt.

Ein Uber-Fahrer, der ein Rotlicht überfuhr

Das heisst: Mit einem Supercar einen Unfall zu bauen, setzt eine Maschinerie in Gang, die zur Supercar-Experience gehört. «Bloomberg» lässt mit Kris Singh einen Investor aus Miami zu Wort kommen, der eine Sammlung von Supercars besitzt: Einen Koenigsegg, einen Lamborghini, einen Ferrari, einen McLaren und einen Pagani Huayra.

Diesen zerlegte ein Uber-Fahrer, der über ein Rotlicht fuhr. Singh reagierte wie ein Supercar-Profi: Er rief den PR-Mann von Pagani an und warnte ihn vor, dass der Unfall möglicherweise Stoff für die lokalen Nachrichten sei. Erst dann rief er den Abschleppwagen.

Auf Haarrisse geröntgt

Fünf Monate später hatte Singh sein Auto wieder. In der Zwischenzeit war der Pagani nach Italien geflogen worden, wo er wochenlang repariert und neu kalibriert wurde. Das Auto wurde auf Haarrisse geröntgt, beschädigte Teile bauten die Monteure neu. Dann kamen die Kosmetiker: Neulackierung, farbliche Abstimmung von Interieur und Exterieur und natürlich mehrere Polituren. Die Schäden waren so hoch, dass Singh sie seiner Versicherung meldete.

Der Service der Automanufaktur Pagani ist Standard. Aston Martin versprach beim Verkauf seines Vulcan – Kostenpunkt 2,3 Millionen Dollar – den frisch gebackenen Supercar-Besitzern, dass jede Reparatur und jeder Service von denselben Technikern und Ingenieuren durchgeführt werde, die das Auto gebaut haben. Entweder werde das Auto an den Aston-Martin-Hauptsitz in Gaydon geflogen oder eine mobile Einsatztruppe fliege zum Auto.

Ein Desaster-Protokoll

Lamborghini hat ein spezifisches Desaster-Protokoll erstellt für den Fall eines Unfalls mit einem seiner Supercars. Eine Gruppe trainierter Spezialisten – «the flying doctors» – fliegt überall hin, um sich dem Unfallauto vor Ort anzunehmen. Laut «Bloomberg» fliegen sie meistens nach China oder in den Nahen Osten.

In den USA unterhält Lamborghini in Seattle eine Werkstatt, wohin die kaputten Supercars transportiert werden. Wobei es sich vielmehr um ein Laboratorium handelt, das Lamborghini in Zusammenarbeit mit der University of Washington entwickelt hat.

Ein Ölwechsel für 8'000 Dollar

Legen die «Doktoren» dann Hand an, wird das Auto bis auf das Gerippe in alle Einzelteile zerlegt. Der Grund: Das Karbon-Chassis muss oftmals neu verstärkt werden. Der Wagen wird also von innen nach aussen neu aufgebaut. Es sei die Arbeit von Restaurateuren, welche hier vollzogen werde, so «Bloomberg». Kleinste Reparaturen würden Stunden in Anspruch nehmen.

McLaren empfiehlt grundsätzlich, dass die Besitzer ihres F1 den Service in Woking am Hauptsitz vornehmen lassen - was oftmals bedeutet, dass das Auto eingeflogen wird. Ein Ölwechsel kostet 8'000 Dollar, ein platter Reifen 6'000 Dollar. Laut McLaren kostet ein F1 rund 30'000 Dollar Unterhalt pro Jahr – sofern keine Schäden auftreten.