Der Investment-Guru bot in Zürich trübe Perspektiven. Die goldene Zeit des Wachstums ist vorbei. Aktien wie Bonds dürften in den nächsten Jahren enttäuschen.
Die Wachstumsjahre in den Industriestaaten sind vorbei: Das stellte Jeremy Grantham gestern an der GMO-Investorenkonferenz in Zürich fest. Der Gründer und Chefstratege des Investment-Gesellschaft GMO schilderte dabei eine Reihe von Bremsfaktoren: Die Arbeitsproduktivität wächst nur noch schwach, die Bevölkerung und die Anzahl Arbeitsstunden sinken, die Rohstoffe werden knapper und deren Kosten steigen ungebremst.
Die Folge: «Anstatt der gewohnten 2,4 Prozent Wirtschaftswachstum der letzten dreissig Jahre in den USA müssen wir uns in den nächsten Jahrzehnten auf durchschnittliche Wachstumsraten von unter einem Prozent einstellen.»
Daraus zu schliessen, dass an den Aktienmärkten keine Renditen mehr erzielt werden können, sei jedoch falsch: Denn zwischen Wirtschaftswachstum und Aktienmärkten bestehe kein direkter Zusammenhang.
Aber laut dem GMO-Modell, wonach die Renditen der Anlagekategorien sich in sieben Jahren jeweils dem langjährigen Mittelwert annähern sollten, sehen die meisten Kategorien gegenwärtig überbewertet aus: Sowohl bei US-Aktien wie bei Bonds seien in den nächsten Jahren Verluste zu erwarten.
Was also tun? Chancen versprechen noch Anlagen, die vom Wachstum in den Emerging Markets profitieren. Aktien in Schwellenländern sollten eine jährliche Rendite von 5,7 Prozent abwerfen, erwartet Grantham, und mit Obligationen in Emerging Markets können immerhin noch 1,7 Prozent erwartet werden.
Kurz zuvor hatte sich sich der GMO-Gründer kritisch über die Tiefzins-Politik der USA geäussert: «Wir transferieren mit den niedrigen Zinssätzen den Wohlstand momentan von den Armen zu den Reichen», sagte Grantham in einem Fernsehgespräch mit dem bekannten US-Talker Charlie Rose (PBS).
Statt den Reichtum an jene zu übertragen, die das Geld dann doch nicht im Land ausgeben, sollte die Regierung eher ihre Ausgaben überdenken. «Bauen Sie neue Maschinen? Fördern sie Innovation? Ist das Schulsystem mit zum Beispiel dem in Südkorea oder Norwegen bergleichbar? Nein!», so sein Urteil.
Fataler Trugschluss
Doch daran sollte man sich ein Beispiel nehmen, so liesse sich die Wirtschaft ankurbeln. «Statt auf die Papierwelt sollten wir uns mehr auf die reale Welt konzentrieren», mahnt Grantham.
Man sei im Fehlglauben, dass nur «Papier-Dinge» zählten, also abstrakte Liquidität. Doch das sei ein fataler Trugschluss. Erziehung, Forschung, Kultur, Entwicklung – in diese Felder müsse man investieren, wenn man die Wirtschaft langfristig wirder in Schwung bringen will.
Sehen Sie hier das ganze Interview auf der Homepage von Charlie Rose.