Im Tessiner Weinbau bewegt sich derzeit viel. Neue Weingüter sorgen für Furore. In etablierten Betrieben übernimmt die junge Generation das Zepter. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller stellt fünf Winzer mit fünf Merlots vor.

Rund 1'000 Hektaren Rebfläche, mit Merlot als eine dominierende Rebsorte: Das ist das Anbaugebiet Tessin. Es besitzt heute dank zahlreichen Qualitäts-Weingütern einen ausgezeichneten Ruf. Doch man ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus. Die Elite des südlichen Kantons wird durch neue, aufstrebende Weingüter herausgefordert. Derzeit ist im Tessin vieles in Fluss.

Neben dem Auftauchen von Newcomern findet zudem in einigen etablierten Betrieben eine Wachtablösung statt. Die Pioniere treten langsam in den Ruhestand und werden von der jungen Generation abgelöst. Wir präsentieren fünf interessante Güter, die das Tessin in den kommenden Jahren durchaus prägen können. Und empfehlen je einen Merlot aus ihrer Produktion.

1. Cantine Ghidossi, Cadenazzo

dialogo 1

Der junge Davide Ghidossi hat vor wenigen Jahren die Leitung des Familienbetriebs übernommen und will es an die Spitze im Tessin führen. Erste Erfolge sind bereits vorhanden, denn der Winzer wurde 2020 vom Führer Gault Millau zum «Rookie des Jahres gekürt». Seine Vorlieben gelten weissen Assemblagen.

Das Spitzenprodukt «Dialogo» etwa besteht aus Chardonnay, Doral, Johanniter sowie Bianco di Merlot. Aber auch in Sachen rot weiss Ghidossi zu glänzen. Sein zugänglicher Merlot San Martino 2018 ist ein aromatisch vielschichtiger, frischer Wein mit schöner Frucht, weichen Tanninen, guter Struktur und schöner Länge (Preis: 24 Franken).

2. Adrien Stevens, Morcote

trevano min 1

Der Jungwinzer Adrien Stevens hat vor zwei Jahren sein eigenes Weinprojekt als unabhängiger Weinbauer gestartet. Gerade einmal 2,7 Hektaren Rebfläche, verteilt auf zwei Parzellen gehören dazu. Bevor er diesen Schritt gewagt hat, arbeitete der «Top-Winzer», wie ein Händler anerkennend meint, bei mehreren Winzern im Südkanton, etwa Sacha Pelossi und Christian Zündel.

Stevens studierte Önologie in Châteauneuf (Frankreich) und Changnis (Schweiz). Seine Arbeit im Rebberg und im Keller bezeichnet er als «pragmatisch». Das heisst, keine chemischen Spritzmittel und spontane Gärung der Weine. Sein Aushängeschild ist der charaktervolle Einzellagen-Merlot «Blu di Notte», der mit Spannung und Eleganz glänzt (Preis: 33 Franken).

3. Cantina Fawino, Mendrisio

Bildschirmfoto 2022 02 16 um 15.09.53

Die beiden Winzer und Freunde Simone Favini (im Bild rechts) und Claudio Widmer (im Bild links) haben vor zehn Jahren zusammengespannt und die Cantina Fawino gegründet. Das kleine, feine Weingut besitzt drei Hektaren Rebfläche, die sich auf zwei Lagen am Monte San Giorgio und am Monte Generoso verteilen. Produziert werden acht verschiedene Weine mit einem Schwerpunkt Merlot.

Der Merlot Riserva «Musa» erhielt von der italienischen Weinbibel «Gambero Rosso», die neuerdings auch Tessiner Weine bewertet, die Höchstnote von «drei Gläsern». Seine Stärken liegen im komplexen Bouquet sowie in seiner Kombination von Dichte, Eleganz und Harmonie.

Er wird während 18 Monaten in neuen Barriques ausgebaut und besitzt ein entsprechend gutes Reifepotenzial, wie der aktuelle Jahrgang 2019 beweist (Preis: 30 Franken). Zwei Weiss- und Schaumweine ergänzen das Merlot-Portfolio von Fawino.

4. Castello di Cantone, Capolago

cantina vini svizzera cantina vini castello di cantone 1 1

Die Tessinerin Viviana Pasta und der Sizilianer Dario Pistarà haben 2016 nicht nur ihren ersten Jahrgang lanciert, sondern das Duo ist auch privat miteinander verbunden. Ihr Ziel besteht darin, langlebige Weine von internationalem Zuschnitt zu keltern. Auf Castello di Cantone werden die Trauben ähnlich wie bei einem Amarone angetrocknet, bevor sie gepresst werden.

Die daraus gekelterten, kräftigen Weine sollen trotzdem elegant wirken. Die ambitionierten Weine sind nicht günstig – auch der Castello di Cantone Riserva nicht, der zu 100 Prozent aus Merlot besteht. Der im kleinen Holzfass ausgebaute 2019er mit einem Alkoholgehalt von 14,5 Prozent kostet 70 Franken.

5. Huber Vini, Monteggio

huber t 08 1

Daniel Huber (im Bild zweiter von links) war einer jener Deutschschweizer, die ihren Traum vom eigenen Weingut im Tessin realisierten. Jetzt hat sein Sohn Jonas Huber (im Bild ganz links) das Zepter übernommen. Auf sieben Hektaren werden jährlich rund 25'000 Flaschen erzeugt. Der Star unter den Weinen ist der -«Montagna Magica», ein mit einem kleinen Anteil Cabernet Franc verfeinerter Barrique-Merlot.

Er überzeugt mit einem vielschichtigen Duft von fruchtig-floralen Noten und würzigen Anklängen, ist im Gaumen füllig, mit reifen Tanninen und milder Säure ausgestattet und endet lang (Preis: 52 Franken). Der Wein reift hervorragend und ist im Mémoire des Vins Suisses vertreten. Die Vereinigung will das Alterungspotenzial der besten Schweizer Weine aufzeigen.


 Entdecken Sie ausgewählte Weine im finews.shop