Blase? Welche Blase? Der Erfolgsinvestor beurteilt die Börsen gelassen. In einem TV-Interview sprach er auch über Management-Saläre – und zog einen lustigen Vergleich zu den Tischmanieren.
Eine Gegenmeinung zu den – immer häufiger werdenden – Crash-Warnern lieferte jetzt Warren Buffett. Der Mann aus Omaha äusserte sich in einem längeren CNBC-Gespräch zur Börsenlage. Und er blieb dabei recht gelassen: «Ich denke, wir sind noch im Bereich der Vernunft – und das ist immer eine grosse Zone.»
Zu beachten sei, dass Aktien mit der Zeit ja grundsätzlich höher liegen müssten. «Ein Teil der Gewinne wird Jahr für Jahr einbehalten, also sind die Aktien Jahrzehnt für Jahrzehnt mehr wert. Dies nicht in einem präzisen Sinn, bei weitem nicht. Aber in 10 Jahren, in 20 Jahren und in 30 Jahren werden die Aktien mehr wert sein als heute.»
Moderatorin Becky Quick sprach Buffett auch auf die vielbeachtete Warnung an, die Hedge-Fund-Magnat David Einhorn soeben veröffentlicht hatte: Danach befinden wir uns jetzt «in der zweiten Tech-Blase innert 15 Jahren», und die Frage sei höchstens noch, was sie zum Platzen bringt.
Ob er, Warren Buffett, das auch so sehe?
Nein, so der Multimilliardär: Die Lage sei sicher nicht vergleichbar mit jener vor 2000. Damals, so Buffett, «konntest du fast alles verkaufen und Augäpfel kapitalisieren und all das. Ich denke nicht, dass dieser Punkt jetzt erreicht ist, und ich glaube ganz sicher nicht, dass das allgemeine Marktniveau solch eine Blase darstellt.»
«Es ist irgendwie unamerikanisch»
Für einmal kommentierte Buffett auch das Streitthema der Management-Vergütung – und zwar aufgehängt an Coca-Cola. Aktionärsgruppen machten an der Generalversammlung des Getränkekonzerns Stimmung gegen die Top-Saläre, und sie hatten dabei auch auf Coca-Colas Stamm- und Grossaktionär Warren Buffett gehofft.
Vergeblich. Buffett hielt sich am Aktionärstreffen diesen Mittwoch zurück. Er und sein Partner Charlie Munger seien zum Schluss gekommen, dass sie kein Misstrauen gegenüber dem Management manifestieren wollten, erklärte Buffett nun auf CNBC. «Ich liebe Coke, ich liebe das Management, ich liebe die Verwaltungsräte, und ich wollte nicht Nein stimmen. Es ist irgendwie unamerikanisch, an der Coke-Generalversammlung Nein zu stimmen.»
Rülpsen bei Tisch
Bemerkenswert ist Buffetts grundsätzliche Erklärung: Er stimme ungern gegen Vergütungsberichte. Als Verwaltungsrat verschiedener Gesellschaften habe er zwar manchmal gegen Pläne gestimmt, die er wirklich nicht gemocht habe. Aber gegen einen Entscheid des Compensation Comittee zu votieren, «das ist ein bisschen wie Rülpsen beim Diner: Du kannst es nicht allzu oft tun. Sonst bist du bald soweit, dass du alleine in der Küche essen musst.»
Wie schief der Vergleich auch sein mag: Wenn selbst ein Warren Buffett sich vor einem derartigen Gruppendruck sorgen muss, dann ahnt man, wie viel Kraft es braucht, um in den Unternehmen gegen die Kompensationsmühlen vorzugehen.