Eine Kernfrage dieser Woche lautet: Erschüttern die Emerging Markets jetzt die Weltwirtschaft und die Weltbörsen? Ja, sagt Marc Faber. Vielleicht, sagt Nouriel Roubini. Nein, sagt Mark Mobius.
Bei all den Turbulenzen an den Börsen und auf den Strassen zwischen Istanbul, Kiew und Buenos Aires melden sich nun auch bekannte Wirtschaftsgurus zu Wort – und suchen nach möglichen Folgen.
Nouriel Roubini sichtete im Rahmen der «Inside ETF»-Konferenz in Hollywood ein ernsthaftes «Tail Risk» – also ein Potential für schwere Schäden. Die Verbindung von Währungskrise in Argentinien, langsamerem Wachstum in China sowie von Unruhen in Thailand, der Ukraine und der Türkei beträfen nicht nur den Raum der Emerging Markets, so der New Yorker Ökonom.
Vielmehr könnten diese Ereignisse in ihrer Ballung durch Risikoverlagerungen auch die fortgeschritteneren Industriestaaten anstecken. Wer sich um die «Tail Risks» in der Weltwirtschaft sorge, so Roubini, der müsse sich jetzt auch ob der Entwicklung in den Schwellenländern sorgen.
Dies zumal ja auch die Eurozone wieder zu einer Quelle von politischen und wirtschaftlichen Risiken werden könnte – ein weiterer Faktor, der am Ende zu einem fatalen Sturm-Gebräu beitragen könnte.
Misstrauen gegenüber der Türkei
Noch einen Tick dramatischer ist erwartungsgemäss die Darstellung von Marc Faber. In einem Gespräch für das Wirtschaftsmagazin «Barron's» (Paywall) warnte er, dass die Emerging-Markets-Turbulenzen zum Auslöser für eine schwere Korrektur an den Börsen im Westen werden könnten – zumindest wenn sie jetzt noch anhalten.
Getreu seinen Prinzipien empfahl Faber auch diesmal, sein Geld in Gold zu investieren (und dabei natürlich in physisches Metall); er selber halte 20 Prozent seines Vermögens darin.
Allerdings sieht Faber weiterhin Chancen in einzelnen Schwellenländern, etwa Indien und Vietnam. Vollends skeptisch beurteilt er aber die Aussichten der Türkei; er empfiehlt sogar, die Lira zu shorten. Das Ausmass an Korruption, das jetzt dort ans Licht gekommen sei, lasse immer zögern, in solch ein Land zu investieren.
Schauen Sie doch mal in die Bilanzen!
Die Gegenstimme bildet Mark Mobius. Der Schwellenländer-Experte und Fondsmanager von Franklin Templeton erachtet die Rückschläge in den Schwellenländern als vorübergehend und übertrieben: Die Lage biete gute Kaufchancen.
In einem Interview auf CNBC meinte Mobius, er erkenne «keine guten Gründe» für die Rückschläge an den südlichen Börsen. Das Ganze erscheine lediglich als Folge der Furcht, dass mit dem Tapering durch die US-Notenbank wieder Gelder aus den Schwellenländern abfliessen könnten.
Mobius' stärkstes Gegenargument: Die Bilanzen der Zentralbanken in den betroffenen Ländern seien in einem deutlich besseren Zustand als jene der USA oder anderer entwickelter Staaten. Für den «Altmeister der asiatischen Aktie» ist klar, dass die neuen Staaten bald schon gute Kaufgelegenheiten bieten werden, die sich recht rasch – in weniger als zwei Jahren – auszahlen dürften.
Mehr: «Nouriel Roubini is worried about asset bubbles, China; he's bullish on Japan», in: «MarketWatch» — «Marc Faber returns to his normal refrain of owning physical Gold», in: «News Ledge».