Für den bekannten Ökonomen befinden wir uns in einer echten Zwickmühle: Die Finanzmärkte befinden sich im Schaumbad. Was geschieht, wenn daraus die Mutter aller Blasen erwächst?

Nouriel Roubini, bekannt geworden als erfolgreicher Entdecker von Blasen, widmet sich dem Thema in einem neuen Aufsatz: Unterm Titel «Bubbles in the Broth» analysiert er die verquere Lage nach diesen Monaten der offenen Geldschleusen.

Die Ausgangslage: Es sei offenbar, dass das Geldmanna der Notenbanken weder zu erheblichen realwirtschaftlichen Investitionen noch zu Mehrkonsum geführt habe – sondern mehrheitlich in Finanzanlagen geflossen sei. 

Zinsen um den Nullpunkt verleiteten zu Carry-Trades, also fremdfinanzierten Investitionen in riskantere Anlagen. Die aktuelle Situation beschreibt der Volkswirt mit einem kaum übersetzbarer Bildhaftigkeit – «frothy financial markets that could eventually turn bubbly». Also schäumende Finanzmärkte, die womöglich übersprudeln können.

Angesichts der Entwicklungen bei den Aktien, den höherverzinsten Anleihen und bei den Immobilien – wobei Roubini auch die Schweiz auflistet – lautet die Kernfrage also, ob uns eine weiterer geplatzter Boom droht.


So würde Nouriel Roubini jetzt 1000 Dollar anlegen


Das ist nicht weiter neu. Der Professor der New York University legt aber den Finger auf eine Kernfrage, die weitaus seltener diskutiert wird: Haben es policy-makers in der Hand, die Lage unter Kontrolle zu halten? Es gibt zwei Antworten.

  • Wer beruhigen will, hält fest, dass heute zwar eine grössere Liquiditätsblase über den Globus wabert – doch dafür können Behörden und Notenbanken neben den üblichen monetären Mitteln verstärkt auch auf makro-prudentielle und regulatorische Werkzeuge zugreifen.
  • Wer warnt, erinnert daran, dass diese macro-pru-Möglichkeiten niemals wirklich geprüft wurden und womöglich versagen werden. 

Sollte dies aber eintreten, so Roubini, dann werden die Zinsen am Ende wieder zwei widersprüchlichen Zielen dienen müssen: Finanzstabilität und gesamtwirtschaftliche Erholung.

«The mother of all bubbles»

Das heisst: Wenn die Zentralbanken dereinst zu zögerlich sind mit Zinserhöhungen – im Interesse der Realwirtschaft –, so riskieren sie «the mother of all bubbles», wie der Mann aus New York formuliert. Auf der anderen Seite riskieren sie einen Crash der Obligationenmärkte und abgewürgte Wirtschaftsdaten, wenn sie zu früh mit den Zinserhöhungen beginnen…

Ob man dem mit Überwachung und Regulierung erfolgreich entgegentreten kann? Roubini erachtet es also zu früh für ein Urteil.