Blase200breitHier ein kleiner Lesetipp für alle, die nach Blasen suchen – oder die wissen wollen, ob sie selber in einer stecken. Für ein beim IWF veröffentlichtes Working Paper hat die Ökonomin Anna Scherbina die neuste Fachliteratur über das Bubble-Phänomen aufgearbeitet und nach Mustern durchsucht. Insbesondere nach verhaltenstypischen Mustern.

So liefert sie vier Modelle, welche die Blasen erklären.

••• Beim ersten Typus treffen kurzfristige Verkaufszwänge auf unterschiedliche Ansichten bei den Investoren, was der wahre Wert eines Vermögenswertes ist. Oder anders: Die Leute sind unsicher über den Wert von Aktien oder Immobilien oder des Goldes – und dann treten Zwänge auf, die eher zum Abstossen drängen. Mit der Folge, dass die Preise massiv einbrechen.

••• Beim zweiten Modell sind die so genannten Feedback-Trader (? Wikipedia) besonders wichtig: Also jene Menschen, die auf der Basis von neuen Informationen kaufen oder verkaufen. Durch sie entsteht eine Nachfrage auf der Annahme, dass sich die jüngsten Preistrends fortsetzen – mit der Folge, dass diese Trends tatsächlich weiterlaufen. Oder anders: Hier hat man es mit dem bekannten Muster zu tun, dass neue Leute in einen Markt einsteigen, weil der Markt bislang nach oben geklettert ist…

••• Die dritte Erklärung geht davon aus, dass die Investoren ihre eigenen Absichten nicht recht kennen: Sie neigen dazu, äussere Signale zu beachten, welche gewisse bestehende Vorurteile verstärken. Andererseits übersehen sie andere Signale, welche ihren herrschenden Ideen widersprechen. Dies führt zu Überreaktionen bei der Preisbildung – sei das nach oben oder nach unten.

••• Das vierte Modell schliesslich baut auf der so genannten Repräsentativitätsheuristik (→Wikipedia). Das heisst: Die Anleger neigen dazu, auf unwichtige, aber auffällige Nachrichten zu reagieren – und zwar über-zu-reagieren. Zugleich sind sie im Kern aber konservativ. Und deshalb korrigieren sie ihre falschen Annahmen nicht rasch genug.

Natürlich sind die Aussagen, welche Anna Scherbina hier zusammengetragen hat, recht pauschal – wie immer bei solchen soziologischen Modellen. Aber wohl jeder Investor erkennt in jedem der vier Erklärungsmuster einen Zug von sich selbst.

Und ein Stückchen weiter kommt man bereits, wenn man sich bewusst wird, für welchen Fehler man selber am ehesten anfällig ist.

Anna Scherbina, «Asset Price Bubbles: A Selective Survey». IMF Working Paper, 21. Februar 2013.

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