Das derzeit herrschende Wirtschaftsklima sei ideal für Fixed-Income-Investitionen, sagt Charles McKenzie von J.P. Morgan Asset Management im Interview.
Herr McKenzie, wie lässt sich im Moment noch Geld verdienen mit festverzisnlichen Anlagen?
Ganz gut, der momentane wirtschaftliche Zyklus könnte nicht besser sein. Derzeit sehen wir geringes Wirtschaftswachstum, haben eine tiefe Inflation und die Leitzinssätze befinden sich auf einem historisch tiefem Niveau. Für uns ist dies ideal.
Oder umgekehrt erklärt: Sobald Wachstumsraten und Inflation wieder zunehmen und die Leitzinsen nach oben gehen, dann wird das Umfeld schlecht für Anleihen.
Wieso sollte man dann in einem solchen Szenario noch in Fixed Income gehen?
Ich denke, dass der Kreis der wiederkehrenden Wirtschaftszyklen auf Grund des schieren Ausmasses an Schulden, die in den Industriestaaten angehäuft werden, durchbrochen wurde.
«Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich das tiefe Zinsniveau bald erholt»
Das Problem, welches wir erfahren, ist, dass das Wachstum nicht mehr anzieht und die Inflation tief bleibt. Daher werden auch die Leitzinsen auf lange Dauer tief bleiben. Dies wiederum hat zur Folge, dass Staatsanleihen nichts mehr abwerfen und auch tief bleiben.
Momentan gibt es keine Anzeichen dafür, dass dieses schon tiefe Niveau der Staatsanleihen noch tiefer – auf ein japanisches Niveau mit Renditen von 0,75 Prozent – sinkt, was bedeutet, dass das Fixed-Income-Gebiet attraktiv bleibt.
«Investoren sind bereit, höhere Risiken einzugehen»
Ist dies dann nicht gerade eine schlechte Anlageumgebung für Anleihen?
Eben nicht. Sowohl institutionelle als auch private Investoren suchen eine anständige Rendite. Klassischerweise investierten diese bisher in Staatsanleihen. Da deren Renditeniveau so tief steht, suchen sie nach Alternativen, wie beispielsweise Unternehmensanleihen oder Emerging-Markets-Bonds.
Investoren greifen derzeit nach jeder guten Renditechance, die sie bekommen können. Irgendwo müssen sie ihre Rendite erzielen. Sie sind auch bereit, dafür höhere Risiken einzugehen.
Hört sich gut an, aber ist dies vor allem für institutionelle Investoren, allen voran Pensionskassen, auf Grund der regulatorischen Restriktionen überhaupt möglich, starke Mehrrendite in Fixed-Income zu holen?
Dies ist wahrlich ein Bedenken bei Institutionellen. Ihre Investitionsmöglichkeiten werden durch die verschärften Regulierungen eingeschränkt. Daher haben wir einige Kunden, die uns strikte Kreditrating-Anforderungen für unsere Investitionen geben.
«Solide Unternehmensbilanzen machen Anleihen interessant»
Aber egal wie die Regulierungssituation aussieht – als Trend beobachten wir derzeit, dass Investoren bereit sind, so viel Risiko einzugehen, wie es ihnen erlaubt ist, um höhere Renditen zu erzielen.
Zentralbanken überschwemmen ja momentan die Märkte mit Geld. Besteht denn überhaupt noch ein grosser Kreditbedarf?
Ein Grossteil der Liquidität, die in die Märkte gelangt, wird von manchen Finanzinstituten und Grossunternehmen bloss zur Verbesserung ihrer Bilanzen benutzt. Dies führt dazu, dass vor allem solide Grossunternehmen über sehr gesunde Bilanzen verfügen, was sie wiederum das Investieren in Unternehmensanleihen interessant macht.
Charles McKenzie verantwortet als Client Portfolio Manager bei J.P. Morgan Asset Management unter anderem den JPM Global Strategic Bond Fund.