Die Schweiz feiert bald wieder Geburtstag. Dazu passen einheimische Weine am besten. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller hat fünf Tropfen ausgewählt, mit denen man genussvoll auf den 1. August anstossen kann.

Pionieren wie Daniel und Marta Gantenbein aus der Bündner Herrschaft, Christian Zündel aus dem Tessin oder Louis Philippe Bovard aus dem Waadtland ist es zu verdanken, dass Schweizer Weine in den vergangenen 20, 30 Jahren an Ansehen gewonnen – und in Sachen Qualität einen gewaltigen Sprung gemacht haben.

In vielen Betrieben quer durch das Land übernehmen jetzt talentierte Nachkommen das Zepter. Sie wollen nicht einfach das Erbe verwalten, sondern mit eigenen Ideen und neuen Kreationen punkten.

Gute Gründe für einen besonderen Tropfen

Zwar ist die Schweizer Rebfläche mit rund 15'000 Hektar vergleichsweise klein, aber umso grösser ist die Vielfalt an Rebsorten und Weinstilen in den sechs Anbaugebieten. Chasselas und Pinot noir sind die beiden bedeutendsten Trauben hierzulande. Daneben existieren zahlreiche Spezialitäten. In wenigen Tagen feiert die Schweiz Geburtstag.

Das ist ein guter Grund, zum 1. August eine besondere Flasche zu kredenzen. Ich degustiere und geniesse regelmässig einheimische Tropfen. Fünf Weine sind mir in letzter Zeit besonders aufgefallen:

1. Räuschling Berg 2023, Weingut Bachmann am Zürichsee, Zürich

Räuschling ist eine eigenständige Spezialität, die auf rund 25 Hektaren vorwiegend im Kanton Zürich gehegt und gepflegt wird. Die Kreation von Jonathan und Theres Bachmann ist besonders gut gelungen.

Sie präsentiert sich mit fruchtig-floralen Noten, ist im Gaumen trocken, frisch, finessenreich, mittelschwer, gut strukturiert, komplex und endet mit einem relativ langen Finale. Auf den Ausbau im Holz wurde verzichtet (Preis 20 Franken).

2. Tourelle 2023, Domaine de la Devinière, Genf

Etwas exotisch mutet es an, wenn in Genf Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner) angebaut wird. Die Sorte ist in der Deutschschweiz weit verbreitet.

Doch der Westschweizer Bio-Tropfen des 13 Hektar grossen Familienbetriebs darf sich mehr als sehen lassen: helles Gelb, fruchtbetonte Nase mit Zitrus-Noten, im Gaumen leicht, frisch, elegant, mittellang, süffig. Ein unkomplizierter Apérowein mit Genussfaktor (Preis: 15.50 Franken).

3. Brez Grand Cru Féchy 2022, Domaine La Colombe, Waadt

Der Westschweizer Kanton ist ohne Chasselas undenkbar. Ein besonders subtiler Weisswein ist dieser biodynamisch produzierter Cru. Er ist trocken, fein, mineralisch, frisch, geradlinig und endet mit einer schönen Länge.

Was ihn besonders auszeichnet, ist die phänomenale Reifefähigkeit. Laura Paccot, die den Familienbetrieb übernommen hat, vergärt den Brez mit Naturhefen und baut ihn im Stahltank aus (Preis: 18 Franken).

4. Cornalin Carmin des Pierres 2022, Domaine Claudy Clavien, Wallis

Der Cornalin ist eine der hochwertigsten Walliser Rotwein-Spezialitäten. Claudy und seiner Tochter Shadia Clavien ist mit diesem Jahrgang ein exzellenter Wein gelungen.

Er präsentiert sich mit einem tiefen Purpur sowie einem vielschichtigen Bouquet von schwarzen Beeren und würzigen Noten. Die Eigenschaften im Gaumen: kraftvoll, komplex, elegant, mit einer feinen Säure ausgestattet, langanhaltend. Sehr gute Lagerfähigkeit (Preis: 36 Franken).

5. Stanser Blauburgunder 2022, Weinbau am Bergli; Nidwalden

In jedem Schweizer Kanton werden Reben angepflanzt. So auch in Stans im Kanton Nidwalden. Die 650 Rebstöcke, bearbeitet vom Verein «Freunde des Stanser Blauburgunders», ergeben lediglich 800 Flaschen.

Es handelt sich um einen fruchtig-eleganten Rotwein, der mit einer guten Struktur und schönen Länge aufwartet. Ein süffiger, unkomplizierter Pinot noir, ohne dass er banal wirkt. Man trinkt ihn am besten im Restaurant Culinarium Alpinum in Stans (Preis: 75 Franken).