An Motorbooten mit Elektroantrieb wird seit Jahren getüftelt. Eine schwedische Werft will das Problem nun gelöst haben – und strebt die Tesla-Revolution auf dem Wasser an.
Der schwedische Bootshersteller Candela strebt nichts weniger als eine «stille Revolution auf dem Wasser» an. Das Ziel: Motorboote für Freizeit-Kapitäne mit Elektronantrieb zu bauen und die lärmigen und auf fossile Brennstoffe angewiesenen Verbrennungsmotoren auf den Seen zu verdrängen.
Dieser Tage hat Candela einen neuen Typ lanciert: C-8. Dieses Motorboot soll das schaffen, was das Model S von Tesla erreicht hat, nämlich die Verkäufe bisheriger Luxuslimousinen mit Verbrennungsmotoren zu übertreffen.
Dank Strömungsenergie fliegen
C-8 baut auf einem Prinzip auf, das seit über hundert Jahren bekannt ist und im letzten Jahrzehnt den Segelsport revolutioniert hat: Hydrofoiling. Am Schiffsrumpf festgemachte Flügel funktionieren im Wasser wie bei Flugzeugen in der Luft: Dank der Strömungsenergie hebt sich der Rumpf nach dem Erreichen einer gewissen Geschwindigkeit aus dem Wasser und das Boot beginnt zu fliegen.
Mit diesem Effekt hat Candela das Hauptproblem für elektrobetriebene Motorboote gelöst: Den aufgrund des Strömungswiderstandes zu hohen Energieverbrauch. Dieser reduziert sich beim «Foilen» um ein Vielfaches, was den Einbau von Batterien mit einer vernünftigen Grösse erlaubt.
Reichweite für den Zürichsee
Das C-8-Boot erlaubt dank «Foiling» eine Reichweite von rund 50 Seemeilen (rund 92 Kilometer) bei einer Geschwindigkeit von 22 Knoten (knapp 41 Kilometer pro Stunde) – also ausreichend für eine Zürichsee-Cruise an einem Sonntagnachmittag. Das Boot kostet 290'000 Euro und liegt eher am unteren Ende der Preisklasse von edlen Marken wie Boesch oder Riva.
Ein C-8 bietet Platz für 8 Passagiere, ein Sonnendeck und eine Toilette – und sobald das Boot «foilt», einen Geschwindigkeitsrausch in einer ungewohnten Stille.
Was Tesla geschafft hat, nämlich aus einem Auto ein digitales Lifestyle-Produkt zu machen, will auch Candela kopieren: Navigation über einen grossen Touchscreen, eine App zur Steuerung und Kontrolle der Funktionen sowie automatische Software-Updates.
Das Manko: Ladestationen
Candela ist mit C-8 ein absoluter «first mover» im Markt für Motorboote, mit dem Ziel, diesen zu disruptieren und zu konsolidieren. Das birgt zunächst auch Probleme für potenzielle Käufer: Er muss über eine Infrastruktur verfügen, um die Batterien jeweils wieder aufzuladen.
Elektrische Ladestationen mit Seeanstoss sind zumindest in der Schweiz bisher noch ein grosses Manko.