Es beendet so manche Karriere: Entlassenen Managern in gestandenem Alter gelingt es weder, Profi-Verwaltungsrat zu werden, noch sich als Berater zu etablieren. Welches sind die Alternativen?

Headhunter werden regelmässig von gestandenen Führungskräften kontaktiert, die ihr Unternehmen verlassen müssen. Der oft zitierte Grund lautet «unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens».

Die wahren Gründe mögen andere sein, doch was dann passiert, folgt oft dem gleichen Muster: Nach einer erfolgreichen Karriere von etwa 30 Jahren fallen manche frustriert in ein Loch. Sie stellen fest, dass sie ihr berufliches Netzwerk nur so lange aufrechterhalten konnten, wie sie die betreffende Position innehatten.

Plan B und C

Viele Führungskräfte haben von den oft zermürbenden Tätigkeiten in Konzernen ohnehin genug. Sie gehen daher aus Überzeugung oder Notwendigkeit zu Plan B über.

Und der heisst: ab in den Verwaltungsrat. Solche Mandate sind durchaus geeignet, langjährige Managementerfahrung gewinnbringend in ein Unternehmen zu kanalisieren. Doch es ist schwierig, eine Karriere als Profi-Verwaltungsrat auf Knopfdruck zu starten.

Diejenigen, denen dies gelingt, haben ihre VR-Karriere in der Regel lange im Voraus durch ein oder zwei Teilzeitmandate vorbereitet. Aufgrund der forcierten Diversität in Verwaltungsräten haben es Frauen beim Eintritt derzeit wohl etwas leichter – ein Freifahrtschein gibt es aber auch für sie nicht.

Bleibt Plan C: Coaching und Management auf Zeit. Das sieht dann so aus, dass die über 55-Jährigen sich selbstständig machen und ihre Beratungsdienste anpreisen. Doch nicht jeder erfolgreiche ehemalige Manager hat das Berater-Gen, kann ein gefragtes Spezialgebiet entwickeln und ohne Entourage zupacken. Viele unterschätzen auch die Unwägbarkeiten, die mit dem Unternehmertum Hand in Hand gehen.

Oder doch Plan A

Warum also nicht Plan A? Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von weit über 80 Jahren ist nicht einzusehen, warum eine Führungskraft ab 55 Jahren zum alten Eisen gehören sollte. Das Energieniveau ist viel wichtiger als die Geburtsurkunde. Es wird zu wenig Wert auf Lebens- und Berufserfahrung gelegt. Die Heterogenität in den Führungsgremien verlangt nach unterschiedlichen Erfahrungshintergründen.

Oft wird argumentiert, dass Kandidaten über 55 nur noch ein paar Jahre bis zum regulären Renteneintritt zur Verfügung stehen werden.

Ein Scheinargument: Denn welcher 42-jährige Kandidat verpflichtet sich für eine Amtszeit von mehr als fünf Jahren? Ein weiterer Vorbehalt lautet, ältere Kandidaten seien weniger integrationsfähig. Es mag ja sein, dass die Anpassungsfähigkeit mit dem Alter abnimmt. Hingegen nimmt die Neigung bestimmt zu, sich auf sachliche Diskussionen über effiziente und pragmatisch umsetzbare Lösungen einzulassen.

Eine Stufe tiefer, weniger Gehalt – aber ein Job

Es besteht die allgemeine Auffassung, dass berufliche Karrieren linear verlaufen müssen. Aber warum eigentlich? Warum kann ein C-Level-Executive in seinen letzten Jahren nicht eine Stufe nach unten gehen – natürlich mit der entsprechenden Gehaltskürzung?

Anbieten würde sich beispielsweise eine Position als Leiter der Unternehmensentwicklung für strategische Projekte und als Sparringspartner für die einzelnen Geschäftsleitungs-Mitglieder. Eine weitere Möglichkeit wäre die Stellvertretung eines jüngeren Managers im Rahmen einer Nachfolgeregelung.


 Der Text erschien zuerst bei Witena, einem Executive Search Unternehmen in Zürich.