Es gibt kein Auf und Ab in der Wirtschaft, sondern es gibt verschiedene Geschwindigkeiten: Die Einsicht des Tages verdanken wir dem Chef von Pimco. Mohamed El-Erian beschrieb an der Strategic Investment Conference in Carlsbad (Kalifornien) die neue Normalität der Wirtschaftswelt – so wie er sie heute sieht.
Dabei benutzte er einen weiteren Begriff: «stabiles Ungleichgewicht». Will sagen: Wir müssen uns daran gewöhnen, dass verschiedene Wirtschaftsräume auf lange Zeit mit verschiedenen Geschwindigkeiten unterwegs ist; das alte Muster mit weltweiten Konjunkturen und Rezessionen verliert an Bedeutung.
Die verschiedenen Tempi laut El-Erian:
• Langsam: Europa und Japan müssen noch weitere verlorene Jahrzehnte – «lost decades» – durchstehen.
• Mittel: Staaten wie die USA erholen sich zwar; aber sie tun das nicht schnell genug, um aus ihrem Schuldenkreislauf zu flüchten.
• Schnell: Die aufstrebenden Nationen mit soliden Bilanzen und guten Wirtschaftsstrukturen entwickeln sich rasant weiter.
Das Pech ist also, dass der (alte) Westen in dieser Analyse notorisch lahm wirkt: Tiefe Wachstumraten und hohe Arbeitslosigkeit dürften noch lange zum «New Normal» gehören.
Was das für die Anleger und Sparer bedeutet? Auch da liefert El-Erian wenig Anlass zur Fröhlichkeit: Wie sich unsere Börsen und Finanzmärkte derzeit von der realen Wirtschaft abgekoppelt haben, sei kaum haltbar. Wenn sich das Verhältnis dann aber wieder mal bereinigt, werden viele eine teure Rechnung bezahlen müssen. Zum Beispiel jene, die jetzt wieder mehr Risiko wagen und auf die aufstrebenden Kurse setzen.
• Mohamed El-Erian, «Putting it All Together», zu finden in: «Street Talk Live»
Bild: Hooniverse