Andreas Utermann tut nach einer erfolgreichen Finanzkarriere das, was viele Banker in den Mitfünfzigern tun: Er steigt aus. Utermann hat dafür Gründe, die Beispiel machen könnten.
Eine gewöhnliche Pressemitteilung erreichte am vergangenen 11. November die Wirtschaftsredaktionen: Andreas Utermann (Bild unten) tritt per Ende Jahr als CEO des Asset Managers Allianz Global Investors ab. Die Nachfolge sei geregelt.
Die Mitteilung lobt Utermann noch für seine Leistungen, er war seit dem Jahr 2002 für Allianz tätig und seit 2016 CEO der gut 500 Milliarden Euro schweren Asset-Management-Sparte, auf dem sozialen Netzwerk Linkedin nannte er selber familiäre Gründe für seine Entscheidung.
Zugunsten der Ehefrau
Doch nun machte der 53-Jährige den eigentlichen Grund für sein Karrierenende bekannt. Er wird Hausmann. In einem Interview mit der «Wirtschaftswoche» (Artikel bezahlpflichtig) sagte er, er gebe seinen Top-Job zugunsten seiner Frau auf. Diese wolle künftig Vollzeit ihre eigene Firma leiten. Er werde sich um die drei Töchter kümmern. «Jetzt bin ich dran», sagt Utermann. «Und das ist fair.»
In dem Interview spricht kein desillusionerter Finanzmanager, der von der Corporate World, der Hetzerei aus Sitzungen an Flughäfen, dem gnadenlosen Konkurrenzkampf und von der durch Regulierung strangulierten Finanzindustrie ausgebrannt ist.
Töchter, die er kaum sah
Utermann machte eine Bilderbuchkarriere und sie machte ihm Spass. Er war Lehrling bei der Deutschen Bank, ging dann zu Merrill Lynch ins Investmentbanking, eher er zu Allianz stiess. Er gründete eine Familie. Seine Frau, eine Portfoliomanagerin, schenkte ihm drei Töchter – die er kaum sah. «Ich war selten zuhause, bin unglaublich viel herumgereist», sagt er.
Und wenn ein Bedauern aus dem Interview heraus zu hören ist, dann dies: Die Familie, seine Frau und seine Töchter – sie kamen zugunsten seiner Karriere zu kurz.
Nicht ohne Konflikte
Das sorgte offenbar auch für Konflikte. Seine Frau habe nach der Geburt des zweiten Kindes wieder Teilzeit als Portfolio-Managerin arbeiten wollen. Doch ihre Firma sperrte sich. Nach der dritten Tochter sei die Unzufriedenheit seiner Frau grösser geworden. Er habe daraufhin mit Allianz vereinbart, jedes Jahr einen Monat unbezahlte Ferien nehmen zu können.
Seine Frau machte sich in der Zwischenzeit selbständig, doch ein Vollzeit-Firmenaufbau war nicht möglich. Das aber sei ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen, erklärt Utermann. Was nun? «Es gab drei Optionen: Meine Frau hört ein zweites Mal mit ihrer Karriere auf, die Kinder gehen aufs Internat – oder ich ändere was. Das Resultat haben Sie jetzt gesehen».
Haushälterin macht den Haushalt
Allianz und seine Chefin Jackie Hunt hätten sehr zuvorkommend reagiert. «Es war keine grosse Überraschung», so Utermann. Die war bei der Haushälterin, welche Utermanns beschäftigen, offenbar grösser. Sie sei irritiert gewesen. «Sie weiss noch nicht so recht, ob sie mich den ganzen Tag im Haus haben will», sagt Utermann lachend.
Er lässt im Interview offen, wieviel er als Hausmann an täglichen Pflichten der Haushälterin abzunehmen gedenkt. Seine Rolle sieht er gemäss Interview zunächst eher darin, mehr zu Elternabenden in der Schule zu gehen, Familienangehörige zu besuchen oder eine Netflix-Serie anzuschauen.