Die alternde Bevölkerung wird den Banken noch ein grosses Problem bereiten. Angesichts des dadurch entstehenden Personalmangels ist Arbeitgeber-Banken-Präsident Lukas Gähwiler kein Freund von Teilzeitarbeit.
Jahrelang verlief eine Bankkarriere in der Schweiz sehr vorhersehbar: Bei impliziter Jobgarantie arbeitete man bis zum Alter von etwa 58 Jahren, worauf man sich – am besten mit einer restrukturierungsbedingt lukrativen Frühpensionierung – aus dem Angestelltenleben verabschiedete.
Das hat sich geändert, sagt Lukas Gähwiler, Präsident des Arbeitgeberverbands der Schweizer Banken und von UBS Switzerland. Heute heisse das «Zauberwort» Flexibilität.
Lust, länger zu arbeiten
«Die Lebensstelle gibt es nicht mehr», sagte der Ostschweizer am Dienstagabend an einer Podiumsdiskussion in Zürich. «Arbeiten wird zwar immer abwechslungsreicher und flexibler. Aber am Ende, da gibt es eine Guillotine.»
Damit meint Gähwiler die unausweichliche Pensionierung. Die Schweiz, so der Banker weiter, habe in Europa die höchste Erwerbsquote unter den 65- bis 74-Jährigen. «Die Leute haben Lust, länger zu arbeiten.»
Noch ein Probem für die Banken
Doch nicht nur für die Arbeitnehmer wäre ein flexibleres System von Vorteil. Durch die bevorstehende Pensionierung der «Babyboomer»-Generation wird es in der Schweiz zu einem Personalmangel kommen, der über die Finanzbranche hinausreicht.
Damit hat die Branche neben den tiefen Zinsen und der teuren Regulierung noch ein Problem zu lösen. Dieses wird durch die Arbeitshaltung der nachrückenden Generation noch zusätzlich erschwert.
Erstaunliches Wunschdenken
Denn zu 100 Prozent zu arbeiten, ist für diese nämlich «keine Option» mehr, erklärte Martina Zölch, Professorin für Personalmanagement und Organisation an der Fachhochschule Nordwestschweiz, am gleichen Anlass. Gerade auch Männer wollten immer öfter Teilzeit arbeiten.
Gähwiler, der auch nach seinem Rücktritt als Schweiz-Chef der UBS noch mehr arbeitet als der durchschnittliche Arbeitnehmer, reagierte auf diese Aussage erstaunt. «Wir können schon diese Wünsche haben», sagte er. «Die Frage ist bloss, können wir es uns das auch wirtschaftlich leisten?»
Nicht auf dem Wohlstand ausruhen
In schnell wachsenden Volkswirtschaften wie China würden sich die jungen Leute nicht mit solchen Überlegungen aufhalten, so Gähwiler weiter. Die Schweizer dürften sich dementsprechend nicht auf ihrem Wohlstand ausruhen. Zudem lasse sich die Lücke, welche die «Babyboomer» hinterliessen kaum mit einer Kohorte von Teilzeit-Angestellten füllen.
So oder so werden sich die Banken überlegen müssen, wie sie junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Stange halten – eine Stelle auf Lebenszeit ist auch bei vollem Einsatz nicht mehr die Norm.