Während sich Banken und Wirtschaft im Allgemeinen bemühen, Frauen bessere Karrieremöglichkeiten zu schaffen, ist die Hedgefonds-Industrie ein «Boys' Club».
Das «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) hat sich im Zuge des Geschlechterdiskurses in der Finanzbranche den Spezialisten zu gewandt: Den Hedgefonds. Dort, so stellte das Finanzblatt fest, verdienen die Millionengehälter die Männer, Frauenkarrieren hören im Marketing- oder bei den Investor Relations auf und manche Hedgefonds stellen Schönheitsköniginnen an, um an Investorengelder zu gelangen.
Leda Braga, die Chefin von Systematica Investments ins Genf, ist eine der ganz seltenen Ausnahmen einer Frau an der Spitze eines Hedgefonds. Dagegen musste vor zwei Jahren das Netzwerk «100 Women in Hedge Funds» seinen Namen in «100 Women in Finance» ändern. Es gibt einfach nicht genug Frauen, die in Hedgefonds entscheidende Rollen spielen.
Sie managen in der Regel keine Gelder
Weibliche Angestellte sind in den Finanz-Boutiquen laut «Wall Street Journal» absolut keine Seltenheit. Nur managen sie in der Regel keine Kundengelder. In den 50 grössten US-Hedgefonds seien bloss zwei Frauen als Investment Executives tätig. Dafür würden in rund der Hälfte der Fonds die Marketing- und Investor-Relations-Abteilungen von Frauen geleitet.
Der Salärgraben der Geschlechter ist entsprechend tief. Während ein Hedgefonds-Analyst im Schnitt rund 700'000 Dollar pro Jahr verdiene, während der durchschnittliche Investor Relations Manager 450'000 Dollar erhalte.
Hauptsache: «Umgeben von toll aussehenden Frauen»
Der Vorteil, wenn Frauen solche Middle- und Back-Office-Jobs machen: Arbeitsbelastung und -stunden sind tatsächlich deutlich geringer. Das Problem aber ist, dass Frauen offenbar der Weg an die Investment-Front verwehrt ist – Hedgefonds ein «Boy's Club»?
Die Zeitung zitiert Marjorie Kaufman, die es beim Hedgefonds Guggenheim zum Managing Director brachte – als Head Marketing und Investor Relations wohlgemerkt: «Die Realität bei einem Hedgefonds ist: Du schliesst dich jeden Tag im Keller mit ein Jungs ein, die sich wie in einer Burschenschaft benehmen.» Die Einstellung sei: «Wenn ich diese toll aussehende Frau bei mir im Büro habe, sagt das eines von mir aus: Ich bin umgeben von toll aussehenden Frauen.»
Hairstyling und Makeup ist umsonst
Das Klischee lebt die Branche sehr aktiv aus. An der grossen Hedgefonds-Konferenz Salt in Las Vegas erhalten Frauen Hairstyling, Makeup und Maniküre umsonst. Treffen mit Investoren werden in der Regel in Luxus-Bungalows mit eigenem Swimming Pool abgehalten.
Verition Fund Management, ein Spin off von Amaranth Advisors, hatte vor einigen Jahren Schwierigkeiten, Neugelder zu akquirieren. Hilfe kam von aussen: Der Hedgefonds stellte Larissa Posner (Bild) an, eine 26-jährige Schönheitskönigin aus der Ukraine.
Das Magazin «Maxim» publizierte Fotostrecken von Posner als «sexiest Badeanzug-Model der Welt». Posners Aufgabe war, an Hedgefonds-Veranstaltungen vermögende Kunden anzusprechen. Offenbar brachte Posner an solche Anlässe auch Fotos von sich mit, auf denen sie im roten Bikini neben einer Corvette posiert. Andere Hedgefonds hätten auch Cheerleader für Marketing-Aufgaben angestellt.
Kurze Karriere
Eine Frau, mit der das «Wall Street Journal» sprach, war eine hoch dekorierte Ökonomin. Sie sei von einem Hedgefonds für einen Investment Job angestellt worden. Doch schon kurze Zeit nach ihrem Antritt hätte sie Marketingaufgaben übernehmen sollen. Als sie daran kein Interesse gezeigt habe, sei vom Hedgefonds ausbezahlt worden. Ihre Karriere in der Branche dauerte weniger als ein Jahr.