Schwächen gibt niemand gerne zu, schon gar nicht beim Bewerbungsgespräch. Doch die Zurückhaltung ist unbegründet, wie Forscher herausgefunden haben.
Ehrlich währt am längsten – diesem Sprichwort würden wohl die meisten beipflichten. Doch im Bewerbungsgespräch verbannt so mancher den Vorsatz aus dem Gedächtnis und hält es stattdessen mit dem englischen Dichter William Shakespeare: «Aufrichtig sein und redlich bringt Gefahr.»
Denn wenn im Bewerbungsgespräch nach einem Makel gefragt wird, antworten die meisten Kandidaten mit Scheinschwächen. So bekommen HR-Profis häufig zu hören: «Ich bin zuweilen ungeduldig.» Oder: «Ich neige zum Perfektionismus.» Schlimmer noch: «Ich nasche gerne Süssigkeiten.»
Aufrichtigkeit zahlt sich aus
Doch erfahrene Personalverantwortliche durchschauen diese Floskeln. Wer Ungeduld als Schwäche ausgebe, sei nicht bereit, eine wahre Schwäche zuzugeben. Denn Ungeduld soll Ehrgeiz und schnelles Arbeiten zeigen, erklärt ein Personalexperte in einem kürzlich erschienenen Beitrag der «Huffington Post».
Doch dies ist genau die falsche Strategie, behaupten zumindest Harvard-Forscher in einer Studie. Demnach würden 80 Prozent der Personalverantwortlichen eher Kandidaten einstellen, die echte Schwächen zugeben.
Ein anderes Forscherteam des University College in London fand heraus, dass Anwälte, die zu ihren Schwächen standen, fünfmal wahrscheinlicher eine Stelle bekamen als diejenigen, die sich ohne Schwächen darstellten.
An sich arbeiten
Doch Ehrlichkeit alleine genügt nicht. Die Kandidaten müssen glaubwürdig erklären, wie sie ihre Schwächen angehen. Damit zeigen sie die Bereitschaft, an sich selber zu arbeiten und Hürden zu überwinden – eine wertvolle Eigenschaft für Unternehmen.