Die Schweizer Bankangestellten wissen, wo sie sich noch verbessern müssen. Es ist ihnen aber auch klar, dass die Stellenerosion weitergeht und die Löhne noch sinken werden. Trotzdem befindet sich die Stimmung in der Branche in einem langfristigen Aufwärtstrend.
Die Schweizer Bankangestellten sind sich bewusst, dass sie den Gürtel enger schnallen müssen. Rund die Hälfte von ihnen geht von sinkenden Löhnen in den nächsten fünf Jahren aus, und gar zwei Drittel sind der Meinung, dass die Höhe der Boni im selben Zeitraum ebenfalls sinken werde. Im vergangenen Jahr erhielt jeder fünfte Bankmitarbeitende keinen Bonus mehr. Die Stimmung ist dennoch deutlich besser als noch vor wenigen Jahren.
Das sind Erkenntnisse aus der 8. Online-Befragung zu den Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche. Die repräsentative Erhebung bei 911 Personen führten das Branchenportal finews.ch, die Schweizer Kommunikationsagentur Communicators sowie das Swiss Finance Institute (SFI) durch.
Bereitschaft für Veränderungen steigt
Insgesamt wissen die Banker, wo sie noch zulegen müssen. Gefragt sind im Beruf vor allem IT-Kompetenz (dies nannten 80,35 Prozent der Befragten), spezialisiertes Finanzfachwissen (56,97 Prozent der Befragten) sowie die Bereitschaft, sich kontinuierlich zu verändern (62,46 Prozent), sei es im Job-Profil, am Arbeitsplatz oder durch Smart-Work-Konzepte.
Wie aus den Umfrageergebnissen weiter hervorgeht, blieb der Bonus für ein Drittel der Befragten (32,51 Prozent) unverändert gegenüber dem Vorjahr. Jeder fünfte Bankangestellte (20,78 Prozent) erhielt für 2018 überhaupt keinen Bonus.
Banknahe Bereiche werden attraktiv
Insgesamt erachten nun 6,26 Prozent (im Vorjahr: 5,8 Prozent) der Umfrageteilnehmer die Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche als «sehr gut», während 46,21 Prozent (im Vorjahr: 55,6 Prozent) die Perspektiven als «gut» bezeichnen. In einer längerfristigen Betrachtung der Umfrageresultate über die vergangenen sieben Jahre zeigt sich ein deutlicher Aufwärtstrend (im Jahr 2012: «sehr gut» 2,1 Prozent, «gut» 28,5 Prozent).
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass am meisten Finanzfachleute (31,76 Prozent der Befragten) Studien- und Schulabgängern empfehlen, in banknahe Bereiche wie unabhängige Vermögensverwaltung, Fondsvertrieb oder Brokerage einzusteigen, während 22,75 Prozent dazu raten, im klassische Bankwesen anzuheuern.
Gesucht: Wissen über Altersvorsorge
Um sich fit für die Zukunft zu machen, sind Bankleute heute auch bereit, sich in den Themen Informatik/Fintech (76,73 Prozent der Befragten), Compliance Management (55,65 Prozent) sowie Altersvorsorge/Pensionskassen (34,91 Prozent) weiterzubilden. Dabei würden die Bankangestellten mehr finanzielle Unterstützung von ihren Arbeitgebern erwarten (48,30 Prozent der Befragten).
Entlang thematischer Interessen im Sinne der langfristigen Weiterentwicklung (81,01 Prozent) bevorzugen sie dabei vor allem den Besuch themenspezifischer Seminare (42,15 Prozent). Die Beschäftigten in der Finanzbranche sind sich durchaus bewusst, dass sie sich künftig auch aktiver um ihr berufliches Fortkommen kümmern müssen, wie aus der Erhebung weiter hervorgeht.
Weniger Stellen in fünf Jahren
Denn fast 70 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass es in fünf Jahren weniger (59,38 Prozent der Befragten) oder gar drastisch weniger (9,38 Prozent) Stellen in der Finanzbranche geben wird. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren die Fixlöhne leicht (41,99 Prozent der Befragten) oder gar drastisch (8,95 Prozent) sinken werden.
Und beim Bonus sind es knapp zwei Drittel der Bankangestellten, die in den nächsten fünf Jahren mit einem sinkenden (45,35 Prozent der Befragten) oder von einem sogar drastisch sinkenden (20,46 Prozent) Bonus ausgehen.
An der Erhebung beteiligten sich 911 Personen, davon 85 Prozent Männer und 15 Prozent Frauen. Davon waren 14,5 Prozent zwischen 20 und 30 Jahre alt, 37,5 Prozent zwischen 30 und 45 Jahre, 41,6 Prozent zwischen 45 und 60 Jahre sowie 6,4 Prozent über 60 Jahre. Über 30 Prozent der Befragten verfügen über einen Masterabschluss von einer Universität und 11,4 Prozent über einen Master einer Fachhochschule. Knapp 14,4 Prozent haben eine Eidg. Höhere Fachprüfung. Die Umfrage findet seit 2012 jährlich statt.