Der 37-jährige Sohn des legendären Multimilliardärs George Soros hat die Leitung über eine der reichsten philanthropischen Institutionen der Welt übernommen. Er gilt als Überraschungswahl.

George Soros hat die Führung seines 25 Milliarden Dollar schweren Imperiums an seinen 37-jährigen Sohn übergeben. Alexander Soros wurde zum Vorsitzenden der Open Society Foundations (OSF) gewählt und steht damit an der Spitze einer der reichsten philanthropischen Institutionen der Welt. Wie aus einem Exklusiv-Interview mit dem «Wall Street Journal» (kostenpflichtiger Artikel) hervorgeht, wurde der 92-jährige Multimilliardär im Dezember vergangenen Jahres als Vorsitzender des OSF-Boards abgelöst.

Soros' Ruf als gewiefter Spekulant rührt vor allem daher, dass er Anfang der Neunzigerjahre die Bank of England in die Knie zwang und mit Wetten gegen das britische Pfund über eine Milliarde Dollar verdiente.

Weltweit aktiv

Die OSF verwaltet einen Teil des Soros-Imperiums, insbesondere seine milliardenschweren Wohltätigkeitsspenden. Sie ist in mehr als 120 Ländern weltweit tätig. Die gemeinnützige Organisation vergibt jährlich rund 1,5 Milliarden Dollar an Gruppen, die sich für Menschenrechte einsetzen und den Aufbau von Demokratien unterstützen. Laut ihrer Website hat die 1993 gegründete Organisation bisher 19,1 Milliarden Dollar für philanthropische Zwecke ausgegeben.

Der Börsenguru, der dafür bekannt ist, linke und liberale Projekte im In- und Ausland zu finanzieren, hatte zuvor erklärt, er wolle nicht, dass seine OSF von einem seiner fünf Kinder übernommen werde. Einige bezweifelten, dass der 92-Jährige seinen Spitzenplatz zu Lebzeiten aufgeben würde.

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George Soros (Bild: opensocietyfoundations.org)

Überraschende Nachfolge

So hatte der umstrittene Hedge-Fonds-Manager in der Vergangenheit unter anderem erklärt, er wolle nicht, dass seine Stiftung «aus Prinzip» an eines seiner Kinder übergehe. Doch Alex gewann das Vertrauen seines Vaters und vertrat ihn auf Reisen zu den weltweiten Büros der Organisation. «Er hat es verdient», sagt George jetzt.

Alex ist Georges Sohn aus seiner zweiten Ehe mit Susan Weber und gilt als Überraschungswahl. Jahrelang hatten Vertraute der Familie den älteren Halbbruder Jonathan Soros, einen Anwalt mit Finanzhintergrund, für den klaren Nachfolger gehalten. Er verliess jedoch das Soros-Investmentgeschäft, nachdem sich das Verhältnis zu seinem Vater verschlechtert hatte. Er galt als Favorit, bis es «zu einem Streit und einem Sinneswandel» kam, so das «WSJ».

Noch «politischer»

Im Interview deutete Alex an, dass die OSF bei den nächsten US-Präsidentschaftswahlen 2024 eine wichtige Rolle spielen werde. Er bezeichnete sich selbst als «politischer» als sein Vater und sagte, er sei besorgt über die Möglichkeit, dass Donald Trump ins Weisse Haus zurückkehren könnte.

George Soros ist einer der grössten Geldgeber der Demokraten. Sein Sohn Alex traf sich kürzlich mit Vertretern der Biden-Administration sowie mit Chuck Schumer, dem Mehrheitsführer im Senat, und dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau.

Alex ist auch Vorsitzender von Democracy PAC, der Soros-Gruppe, die politische Kampagnen finanziert, und das einzige Familienmitglied im Investitionsausschuss von Soros Fund Management, der die Finanzierung sowohl des OSF als auch der Soros-Familie überwacht. Der grösste Teil der 25 Milliarden Dollar des Fonds wird in den kommenden Jahren in den OSF fliessen.