Angesichts der turbulenten Entwicklung seit dem Brexit-Entscheid der Briten setzen Schweizer Vermögensverwalter verstärkt auf das gelbe Edelmetall, ausserdem erwarten sie eine Euro-Abschwächung.
Die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz suchen für ihre Kunden nun Sicherheit. Entsprechend richten sie ihre Portefeuilles danach aus.
Dies geht aus dem neusten Aquila Vermögensverwalter Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligten sich knapp 150 Personen.
Die Vermögensverwalter gehen trotz eingetrübtem Umfeld von leicht steigenden Börsen in den nächsten drei Monaten aus. So rechnen 50 Prozent beim Swiss Market Index (SMI) mit steigenden Kursen, während es vor drei Monaten erst 43 Prozent gewesen waren.
Umgekehrt rechnen nur noch 28 Prozent der Umfrageteilnehmer mit fallenden Börsenkursen; vor drei Monaten waren es noch 39 Prozent gewesen (vgl. nachfolgende Grafik).
Verhaltener Optimismus
Auch beim EuroStoxx50, der von den geldpolitischen Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) am meisten profitiert, rechnen 39 Prozent der Befragten mit steigenden Notierungen im dritten Quartal 2016; vor drei Monaten waren es erst 35 Prozent gewesen.
Mit fallenden Kursen rechnen bloss noch 32 der Umfrageteilnehmer; in der vorangegangenen Periode waren es noch 41 Prozent gewesen.
In den USA, wo die wirtschaftliche Entwicklung klar besser ist als in Europa, sind die Erwartungen ebenfalls positiv: Beim S&P500 gehen inzwischen 49 Prozent der Befragten von steigenden Kursen aus. Vor drei Monaten waren es erst 44 Prozent gewesen.
Mit Blick auf die Zinsentwicklung gehen 52 Prozent der Befragten von gleichbleibenden Zinsen bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen aus, während es vor drei Monaten noch 54 Prozent gewesen waren.
Demgegenüber hat sich mit Blick auf Deutschland die Zahl jener Personen erhöht, die tiefere Zinsen bei den 10-jährigen Staatsobligationen erwarten; es sind 23 Prozent gegenüber 33 Prozent im Vorquartal.
Schweizer Zinsen zweitrangig
In der Schweiz gehen nunmehr 77 Prozent der Befragten von gleichbleibenden Zinsen aus; im zweiten Quartal 2016 waren es erst 61 Prozent gewesen. Viele unabhängige Vermögensverwalter orientieren sich an der Entwicklung in der Euro-Zone sowie in den USA (vgl. nachfolgende Grafik).
Schwächelnder Euro
Bei den Währungen erwarten die befragten Vermögensverwalter einen schwächeren Euro gegenüber dem Dollar, eine leichte Aufwertung des «Greenback» gegenüber dem Franken sowie einen schwächeren Euro im Vergleich zur Schweizer Währung (vgl. nachfolgende Grafik).
Mehr Liquidität in den Portfolios
Vor diesem Hintergrund haben viele unabhängige Vermögensverwalter ihre Portefeuilles «auf Sicherheit» ausgerichtet. Das äussert sich vor allem darin, dass sie nun mehr Liquidität halten – zu Lasten des Obligationen-Anteils.
Konkret präsentiert sich die Zusammensetzung wie folgt: Der Anteil an Aktien beträgt nun 40 Prozent (unverändert zum Vorquartal), derjenige der Obligationen 25 Prozent (Vorquartal: 29 Prozent), während die Liquidität nun 20 Prozent (Vorquartal: 15 Prozent) ausmacht.
Unverändert rund 10 Prozent machen Alternative Anlagen aus, und ebenfalls 5 Prozent entfallen nach wie vor auf Gold sowie andere Edelmetalle, wie der AVI-Umfrage weiter zu entnehmen ist (vgl. obige Grafik).
Noch ein Blick in die nahe Zukunft
Bis in drei Monaten rechnen die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz mit einem SMI knapp über 8'000 (unverändert), einem Goldpreis bei gut 1'300 Franken die Unze (Vorquartal: 1'200 Franken), einer Parität beim Währungspaar Dollar/Franken (unverändert) sowie mit einem Wechselkurs von 1.08 Franken je Euro (Vorquartal: 1.11 Franken).
• Der nächste AVI erscheint Anfang Oktober 2016.