Er sah ja lange speziell schwarz, aber wir stellen fest: Schrittchenweise färbt der Ökonomen seine Prognosen positiver ein. Der perfekte Sturm bleibt wohl wieder aus.
Dies jedenfalls der Tenor eines neuen Aufsatzes, den Nouriel Roubini soeben über die Syndizierungsfirma «Project Syndicate» veröffentlicht hat. Natürlich malt der Warner vor der Finanzkrise 2008 auch hier trübe, aber es ist schon langsam feststellbar, wie sich sein Bild etwas aufhellt.
Fürs laufende Jahr erwartet Roubini ein Wachstum von 3 Prozent, wobei die Industriestaaten mit 1 Prozent Wachstum dabei sind. Die Aussichten sind also mittelmässig. So dass Ökonom Roubini dem derzeitigen Optimismus der Märkte eher skeptisch gegenübersteht: Das sei eine Folge der offenen Geldschleusen – aber nicht fundamental begründet.
Zugleich drohten weiterhin Gefahren. Der Professor der New Yorker City University zählt insbesondere auf:
- …dass der nächste Streit um den Schuldendeckel in den USA unvermeidlich sei;
- …dass die fundamentalen Probleme der Eurozone ungelöst sind. Sie dürften in der zweiten Jahreshälfte wieder virulent werden.
- …dass das chinesische Wachstum schlecht austariert ist. Das Risiko einer harten Landung wurde künstlich verschoben – aber gegen Ende des Jahres dürfte es wieder wachsen.
- …dass viele Schwellenländer – darunter die BRIC-Staaten – sinkende Wachstumsraten verspüren. Ihr Staatskapitalismus bilde hier den Kern des grundsätzlichen Problems.
- …dass immer noch grosse geopolitische Risiken drohten. Roubini denkt dabei insbesondere an den ganzen Nahost-Raum.
All dies gibt zwar keinen Anlass zu Optimismus. Aber es fällt doch auf, dass es vor einem halben Jahr noch anders tönte. Damals prognostizierte Roubini für 2013 einen perfekten Sturm, in dem sich eine verschärfte Eurokrise, eine harte Landung in China, nachlassendes Wachstum in den USA sowie den Schwellenländern sowie allenfalls ein Konflikt um die iranische Bombe zu einem Teufelsgebräu vermischen dürften.
Jetzt schreibt er: «Während die Möglichkeit eines perfekten Sturms … tief ist, würde jedes einzelne dieser Risiken ausreichen, um die Weltwirtschaft abzuwürgen und sie in eine Rezession zu führen. Und auch wenn (die erwähnten Gefahren) nicht alle in ihrer ärgsten Form auftreten dürften, wird sich jede in irgendeiner Form niederschlagen. Zu Beginn des Jahres 2013 gewinnen die Abwärts-Risiken der globalen Wirtschaft an Kraft.»
• Nouriel Roubini, «The Economic Fundamentals of 2013», 21. Januar 2013, Project Syndicate
Auch zum Thema: «Bloomberg TV» über Roubini am Wef im Davos und seine Fehl-Kalkulation, dass Griechenland die Eurozone verlassen müsse.