In der alljährlichen Serie von finews.ch berichten ausgewählte Fondsmanager aus ihrer Heimatstadt im Sommer. Diesmal geht die Reise nach Rimini.

Von Corrado Gaudenzi, Head of Long-Term Sustainable Strategies bei Eurizon

Meinen Sommer verbringe ich am liebsten in Rimini. Die Stadt und die Provinz haben sehr viel zu bieten. An der italienischen Adriaküste gelegen, ist Rimini ein wichtiges internationales Touristenziel und Badeort. Der 15 Kilometer lange Sandstrand, aber auch die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten ziehen viele Besucher an. Dank des sauberen Wassers, dessen Reinheit mehrmals täglich kontrolliert wird, ist der Strand von Rimini seit 2018 mit der Blauen Flagge, der Bandiera Blu, ausgezeichnet. Diese wird nur an Strände mit ausgezeichneter Wasserqualität vergeben, die auch nachhaltige Aktionen wie Mülltrennung vorweisen können.

Aber Rimini ist nicht nur Meer und Stadt, sondern hat auch ein wunderschönes Hinterland mit bezaubernden Dörfern und herrlichen Landschaften, einzigartigen Sehenswürdigkeiten, Kunststätten, Burgen und Schlössern.

Auf der einen Seite liegt das Marecchia-Tal, das von Sasso Simone und Simoncello zum Meer hinabführt, mit seinen Gipfeln, Wäldern und felsigen Ausläufern, auf denen sich Festungen mit atemberaubenden Ausblicken erheben. Auf der anderen Seite erstreckt sich das Conca-Tal mit seinen sanften Hügeln und den nach Wein, Oliven und Weizen duftenden Feldern, mit herrlichen Ausblicken auf die Küste und malerische befestigte Dörfer.

Unweltbewusstsein und Kreislaufwirstchaft

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Corrado Gaudenzi, Eurizon (Bild: zvg)

Rimini hat eine starke Verbindung zur Kreislaufwirtschaft, insbesondere durch die jährliche Ecomondo-Messe, eine der wichtigsten internationalen Events für grüne Technologien und nachhaltige Entwicklung. Diese Messe fördert den internationalen Austausch von Ideen und Technologien in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Abfall- und Ressourcenmanagement, erneuerbare Energien und nachhaltige Innovationen.

Wir befinden uns in einer Umweltkrise, die zur Verschlechterung des Bodens, zu Wasser- und Nahrungsmittelknappheit, zum Rückgang der Artenvielfalt und zum Klimawandel führt. Die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft ist entscheidend, um den unwiederbringlichen Verbrauch natürlicher Ressourcen zu verhindern und Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dieser Übergang soll nachhaltiges und integratives Wachstum fördern.

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Strandstimmung in Rimini (Bild: Fabio Tura, Unsplash)

Investitionen in Unternehmen, die führend bei der Kreislaufwirtschaft sind, bieten Vorteile wie geringere Abhängigkeit vom Rohstoffmarkt, effizientere Materialnutzung und höhere Kosteneffizienz. Diese Unternehmen bauen durch begleitende Dienstleistungen eine bessere Kundenbindung auf und generieren kontinuierliche Umsätze. Anfangsinvestitionen zur Neuausrichtung des Produktionsprozesses und Geschäftsmodells führen mittelfristig zu einem soliden Netto-Cashflow.

Bestimmung des Kreislaufwirtschaftsgrads

Die Herausforderung besteht darin, den Grad an Kreislaufwirtschaft (Circularity Score) der Unternehmen präzise zu messen, da es derzeit keine detaillierten Berichtsstandards gibt. Daher hat unser Team für langfristige Nachhaltigkeitsstrategien ein eigenes System zur Bewertung der Kreislaufwirtschaft entwickelt. Hierbei liegt der Fokus auf den Charakteristika des Produktionsprozesses, dem Geschäftsmodell und der Bereitschaft der Unternehmensleitung, den Weg der Kreislaufwirtschaft zu beschreiten.

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Radfahren in Rimini (Bild: Sara Kurfess, Unsplash)

Die Daten aus den 2021 veröffentlichten Berichten von rund 470 im weltweiten Aktienindex vertretenen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes belegen auf einer Skala von 0 bis 10 einen durchschnittlichen Circularity Score von rund 0,8. Näher betrachtet haben sich die Unternehmen meist dazu entschlossen, ihre Produktionsprozesse umzugestalten, die Zusammensetzung der Ausgangsmaterialien, die Abfallwirtschaft und das Verpackungsmanagement zu optimieren. Bei der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle scheinen sie jedoch hinterherzuhinken.

Aus diesen Ergebnissen geht hervor, dass wir erst am Anfang des Überganges zu einer Kreislaufwirtschaft stehen und dass noch reichlich Spielraum für Verbesserungen vorhanden ist, der in den nächsten Jahren ausgeschöpft werden muss.